Inhalt:
Ales über die Pille für den Mann
Anwendung und Anwendungsfehler der Antibabypille
Du bist auf der Suche nach der richtigen Verhütungsmethode für dich? Oder nimmst die Pille, weißt aber eigentlich gar nicht so genau, wie sie funktioniert? Dann lies gern weiter, denn im Dschungel der Verhütungsmittel nicht durchzusehen, ist keine Schande. Den Durchblick zu haben, verhilft dir aber zu emanzipierten Entscheidungen bezüglich deines Körpers und verhindert, dass du etwas ohne ausreichende Beratung verschrieben bekommst, hinter dem du vielleicht gar nicht stehst.
Hier also ein Überblick über die verschiedenen Pillenarten.
Am häufigsten verschrieben - Die Kombi-Pille
Die Kombipille ist die am häufigsten verschriebene Pillenart. Sie enthält sowohl Gestagene als auch Östrogene. Die Kombipille wird in der Regel über 21, 22 oder 28 Tage eingenommen. Bei Blistern, die 28 Tabletten enthalten, sind die letzten Tabletten frei von Wirkstoff und dienen nur der Aufrechterhaltung einer Einnahme-Routine und zur Vermeidung von Einnahmefehlern. In der Pillenpause kommt es durch den Entzug von Östrogenen zu einer Blutung.
Die Kombipille wird noch in Einphasen- und Mehrphasenpille unterschieden. Bei Einphasen-Präparaten enthalten alle Tabletten die gleiche Dosis Hormone. Diese Art ist die am häufigsten vertretene. Mehrphasen-Präparate hingegen sind unterschiedlich dosiert und müssen daher unbedingt in der angegebenen Reihenfolge eingenommen werden. Sie sollen die natürlichen Schwankungen imitieren, medizinische Vorteile hat dies aber nicht.
Wie wirkt die Kombipille?
Die Kombinationspille unterbricht durch die kontinuierliche Zufuhr künstlicher Hormone die Kommunikation zwischen Gehirn und Eierstöcken. Durch den hohen Spiegel von Progesteron (Gestagen) erfolgt keine Ausschüttung von FSH und LH, die den natürlichen Menstruationszyklus steuern. Dadurch wird die Eizellreifung und der Eisprung verhindert. Das Gestagen verhindert, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird, so dass selbst wenn eine Befruchtung erfolgen würde, die Eizelle sich nicht einnisten könnte. Außerdem bleibt unter Gestageneinfluss der Zervixschleim dickflüssig, so dass Spermien diesen nicht durchdringen können.
Und wofür enthält die Kombipille Östrogen?
Das Östrogen in der Kombipille führt dazu, dass die Gebärmutterschleimhaut leicht aufgebaut wird und während der Pillenpause eine Abbruchblutung den Eindruck einer regulären Blutung gibt. Diese Abbruchblutung hat keinen medizinischen Nutzen und ist rein kosmetisch. Allerdings soll das Östrogen auch Durchbruchblutungen reduzieren und das Endometrium gesund halten für den Fall einer Schwangerschaft.
Was ist die Mikropille?
Die Mikropille ist eine Kombinationspille, deren Östrogengehalt niedriger ist als im Vergleich zu den ersten Pillenpräparaten. Heute verschriebene Kombipillen sind in der Regel Mikropillen.
Wie sicher ist die Verhütung mit der Kombipille?
Bei einer korrekt eingenommenen Kombipille werden nur 3-10 von 1000 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger. Bei Alltagsanwendung (also inklusive fehlerhafter Anwendung und anderen Faktoren) werden 24-70 Frauen von 1000 pro Jahr trotz Einnahme schwanger.
Kombipille Nebenwirkungen
Die tatsächliche Liste der Nebenwirkungen in der Packungsbeilage einer Antibabypille ist bedeutend länger. Wir haben über 150 gezählt bei einer zufällig ausgewählten Pillenmarke. Hier ein Auszug:
- Übelkeit
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmung
- sexuelle Lustlosigkeit
- Spannungsgefühl in den Brüsten
- Wassereinlagerungen
- Risiko erhöht für Thrombose (vor allem in ersten 6 Monaten), Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebserkrankungen
Laut Pillenhersteller sollen viele der Beschwerden innerhalb von 3 Monaten nach Pillenstart verschwinden.
Kombipille Vorteile
Welche Vorteile hat die Kombipille als Verhütungsmittel?
- Sie ist ein sicheres Verhütungsmittel.
- Sie ist einfach anzuwenden.
- Die Abbruchblutung ist in der Regel schwächer, kürzer und/oder weniger schmerzhaft als die Menstruationsblutung.
- Hormonell bedingte Akne kann sich durch die Einnahme verbessern.
Kombipille Nachteile
Welche Nachteile hat die Kombipille als Verhütungsmittel?
- Sie enthält synthetische Hormone, die Nebenwirkungen haben.
- Trotz einfacher Anwendung ist eine disziplinierte und regelmäßige Einnahme nötig.
- Zufuhr von synthetischen Hormonen auch dann, wenn kein Verhütungsschutz benötigt wird.
- Beim Absetzen der Kombipille können hormonelle Schwankungen auftreten, die bestehende hormonelle Beschwerden wie Akne verstärken.
- Bewusstsein für einen natürlichen Zyklus geht verloren.
- Schützt nicht vor Geschlechtskrankheiten, die zusätzliche Nutzung eines Kondoms ist empfehlenswert.
Pille ohne Östrogen - Die Minipille
Die Minipille oder Gestagen-Pille enthält ausschließlich Gestagene, ist also eine Pille ohne Östrogen. Die am häufigsten eingesetzten Gestagene sind Desogestrel und Drospirenon, eher veraltet ist Levonorgestrel. Die Minipille wird in der Regel ohne Pillenpause eingenommen. Bei Drospirenon-Präparaten sind jedoch 4 Tabletten ohne Wirkstoff enthalten, so dass es zu Abbruchblutungen kommen kann.
Wie wirkt die Minipille?
Die Gestagene verhindern die Kommunikation der Eierstöcke mit dem Gehirn, so dass kein natürlicher Zyklus aufrechterhalten wird. Der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird verhindert, so dass eine befruchtete Eizelle sich nicht einnisten kann und die Verflüssigung des Zervixschleims bleibt aus, so dass Spermien den Schleim nicht durchdringen können. Präparate mit Desogestrel und Drospirenon verhindern auch den Eisprung.
Wie sicher ist die Verhütung mit der Minipille?
Bei einer korrekt eingenommenen Kombipille werden nur 3-10 (Desogestrel und Drospirenon) bzw. 4-14 (Levonorgestrel) von 1000 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger. Bei Alltagsanwendung (also inklusive fehlerhafter Anwendung und anderen Faktoren) werden 24-70 Frauen von 1000 pro Jahr trotz Einnahme schwanger.
Minipille Nebenwirkungen
Die Minipille soll weniger Nebenwirkungen haben als die Kombipille. Die häufigsten ähneln denen der Kombipille.
- keine regelmäßige Blutung
- Zyklusstörungen
- Akne und Hirsutismus möglich
- Kopfschmerzen
- Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen
- sexuelle Lustlosigkeit
- Brustspannen
Minipille Vorteile
Was spricht für die Minipille als Verhütungsmittel?
- Ist so sicher wie die Kombipille, enthält aber nur eine Hormonart.
- Hat geringere Nebenwirkungen als die Kombipille
- Kann auch von Frauen, die keine Östrogene verwenden dürfen, eingenommen werden.
- Auch stillende Frauen können die Minipille anwenden.
- Die Abbruchblutungen sind schwächer und weniger schmerzhaft als die Menstruationsblutungen.
Minipille Nachteile
Was spricht gegen die Minipille als Verhütungsmittel?
- Enthält Hormone, die Nebenwirkungen haben.
- Die Minipille mit Levonorgestrel muss täglich unbedingt zur gleichen Zeit eingenommen werden, da es sonst zur Wirkunterbrechung kommt.
- Benötigt große Disziplin bei der Einnahme.
- Zufuhr von synthetischen Hormonen auch dann, wenn kein Verhütungsschutz benötigt wird.
- Beim Absetzen der Kombipille können hormonelle Schwankungen auftreten, die bestehende hormonelle Beschwerden verstärken.
- Bewusstsein für einen natürlichen Zyklus geht verloren.
- Schützt nicht vor Geschlechtskrankheiten, die zusätzliche Nutzung eines Kondoms ist empfehlenswert.
Die Pille für den Mann
Na, hier hab ich dir vielleicht etwas zu viel versprochen. Denn trotz ambitionierter Forschung gibt es aus dieser Richtung noch nichts Neues zu berichten. Die Pille für den Mann gibt es weiterhin nicht. Obwohl es viele Ansatzmöglichkeiten gäbe, z.B. Präparate, die die Spermienzahl verringern (bei unter 1 Million Spermien pro Milliliter Ejakulat ist eine Befruchtung sehr unwahrscheinlich) oder Präparate, die die Beweglichkeit der Spermien einschränken.
Es ist noch gar nicht so lange her, da veröffentlichte eine Studie sehr gute Ergebnisse bezüglich eines Präparates für den Mann. Es ist sicher und die Fruchtbarkeit ist nach dem Absetzen wieder normal. Warum ist diese Pille noch nicht auf dem Markt? Wegen der Nebenwirkungen: Gewichtszunahme, Depressivität, Libidoverlust, Nachtschweiß. Da davon ausgegangen wurde, dass diese Nebenwirkungen die Verwendung unattraktiv machen würden, wurde die Forschung eingestellt. Auch ein Pflanzenextrakt aus Justicia gendarussa, das vorübergehend unfruchtbar macht und ein Medikament mit Triptonid, das die Beweglichkeit der Spermien verringert, wurden aufgrund von fehlender Langzeitbeobachtung nicht weiter verfolgt.
Wie wird die Pille angewendet?
In der Regel wird mit der Pilleneinnahme am ersten Tag der Monatsblutung begonnen. Die spezielle Einnahme wie die Dauer eines Zyklus, Pillenpause etc. ist abhängig von der Art der Pille, allen Arten ist aber gemein, dass sie sehr regelmäßig und täglich eingenommen werden müssen.
Die Sicherheit der Kombipille geht ab 12h Einnahmeverzögerung verloren (Ausnahme: Pillen mit Nomegestrol können 24h Unterschied haben).
Die Minipille ist je nach Wirkstoff weniger tolerant gegen eine verzögerte Einnahme als die Kombipille. Bei Desogestrel darf die Einnahme maximal 12h, bei Drospirenon maximal 24h und bei Levonorgestrel allerdings nur maximal 3h verzögert werden, damit der Verhütungsschutz nicht verloren geht.
Was kann ich falsch machen bei der Pilleneinnahme?
Die Anwendung der Pille ist sehr einfach, birgt aber auch einige Stolpersteine. So kann das Vergessen einer Tablette oder auch die zu späte Einnahme (z.B. durch Zeitverschiebung im Urlaub) je nach Unterbrechungsdauer zum Erlöschen des Verhütungsschutzes führen. Auch wenn nach der Pillenpause der Anschluss verpasst wird, besteht kein Schutz. Wenn du innerhalb von 3h nach der Einnahme der Pille erbrichst oder Durchfall hast, musst du sehr wahrscheinlich eine zweite Tablette einnehmen, um den Schutz aufrechtzuerhalten. Bestimmte Medikamente können die Wirkung der Pille beeinflussen. Dazu gehören Präparate mit Johanniskraut sowie spezielle Medikamten gegen Epilepsie, Virusinfektionen oder Tuberkulose.
Du hast die Pille vergessen? Meistens musst du dann so schnell wie möglich die nächste Pille nehmen. Außerdem musst du unbedingt deinen Verhütungsschutz abklären und gegebenenfalls zusätzlich verhüten. Sprich dazu unbedingt mit deiner Gynäkologin. Für den ersten Schreck gibt es auch Online-Tests (z.B. hier von familienplanung.de) , die dir eine Einordnung ermöglichen.
Was kostet die Pille?
Die Kosten der Pille sind je nach Hersteller, verwendeten Hormonen, Dosierung und Menge sehr unterschiedlich. Bei einer Dreimonatspackung kannst du mit Kosten von 15-60 Euro rechnen.
Deine Entscheidung
Ob du dich für die Pille als Verhütungsmittel entscheidest, solltest du gut abwägen. Die Pille ist ein sicheres Verhütungsmittel, bietet aber keinen Schutz gegen Infektionskrankheiten. Hast du also häufiger wechselnde Partner*innen beim Geschlechtsverkehr, musst du unbedingt noch zusätzlich mit einem Kondom verhüten. Sie eignet sich also eher in festen Partnerschaften. Ob dies allerdings das Risiko der zahlreichen Nebenwirkungen und den Eingriff in dein Hormonsystem wert ist, sollte gut gegenüber der Verwendung hormonfreier Verhütungsmethoden abgewogen werden. Bei bestimmten medizinischen Fragestellungen wie Endometriose, PMDS oder PCOS kann die Pille eine Option zur Linderung der Beschwerden sein. Bei rein kosmetischen Zwecken für schöne Haut, größere Brüste oder weil damit die Menstruationsblutung umgangen werden kann, würden wir dir jedoch empfehlen, dich noch einmal genau mit möglichen Nebenwirkungen und Folgen zu befassen.