Pille abgesetzt und zack ein paar Kilo extra? Oder doch eher Gewicht verloren nach dem Absetzen der Pille? Wenn man das Internet und Foren mit Erfahrungsberichten durchstöbert, liest man eine Vielzahl von potentiellen persönlichen Horrorszenarien - und ist am Ende auch nicht schlauer als vorher. Dabei möchte man doch nur eine gut informierte Entscheidung treffen. Wie verändert sich der Körper nach dem Absetzen der Pille? Die Pille absetzen ohne böse Überraschung, das kann doch nicht so schwer sein?
Pille absetzen, Gewicht - Wie hängt das zusammen?
Die Recherche zum Thema Pille absetzen und Gewicht hat mir großes Kopfzerbrechen bereitet. Weil die Studienlage so anders als erwartet ausfiel, haben wir für einen (nicht repräsentativen) Realitätsabgleich unsere Community bei Instagram nach ihren Erfahrungen gefragt. Es berichten 48% von einer Gewichtszunahme während der Pilleneinnahme, 6% von einer Gewichtsabnahme und 46% haben keine Änderung ihres Gewichtes erfahren durch die Einnahme der Pille. Durch das Absetzen der Pille berichten 22% von einer Gewichtszunahme, 32% von einer Gewichtsabnahme und 45% von keiner Veränderung. Und das ist genau, was ich erwartet hatte und dachte, durch die Studienlage bestätigt zu sehen.
Aber: Tatsächlich herrscht eine große Diskrepanz zwischen der Studienlage und dem Empfinden bzw. der Erfahrungen von Anwenderinnen und Ärzt*innen. Während die Veränderung des Gewichtes mit Einnahme oder Absetzen der Pille laut anekdotischer Evidenz bei jeder zweiten Frau* auftritt, spricht die Studienlage eine andere Sprache: Der Anteil an Frauen*, die durch die Einnahme der Pille zunehmen, bewegt sich im einstelligen Prozentbereich, über Gewichtsveränderungen nach Absetzen der Pille liest man einfach gar nichts. Grund genug, sich mal durch die Studien zu wälzen und der Sache auf den Grund zu gehen.
Gewichtszunahme durch die Pille?
Jede zweite unserer befragten Kundinnen berichtet von einer Gewichtszunahme. Laut Studienlage sieht das ganz anders aus. Hier werden bei Personen mit hormoneller Verhütungsmethode im Vergleich zu Frauen* ohne orale Kontrazeptiva nur minimale Unterschiede in der Gewichtsentwicklung gefunden. Diese auch nur bei einem geringen, einstelligen Prozentsatz. Die Gewichtsänderungen befinden sich im Bereich von 0,3 - 2 kg und werden als physiologische Gewichtsschwankung oder normale Gewichtszunahme in der Pubertät relativiert. Der Zeitraum, in dem das Gewicht beobachtet wurde, unterscheidet sich stark. Für die Transparenz und Meinungsbildung darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass es sich hierbei vornehmlich um Herstellerstudien handelt.
Es ist fraglich, ob Frauen*, die durch die Pille eine starke ungewollte Gewichtszunahme erfahren, weiterhin mit der Pille verhüten und somit für die Follow-ups der Studien nicht eher verloren gehen (3). Ob es sich bei den verwendeten Präparaten um Kombinationspillen oder reine Gestagenpillen handelt, macht zumindest keinen Unterschied (5).
Wassereinlagerungen durch die Pille
Obwohl der Überblick über die Datenlage eher vermuten lässt, dass die Pille keinen Einfluss auf das Gewicht hat, wird dieses Phänomen dennoch von Anwender*innen und auch Ärzt*innen gehäuft berichtet. Tatsächlich steht Gewichtszunahme neben Gewichtsverlust auch als mögliche Nebenwirkung in der Packungsbeilage der Pille. Es werden verschiedene Ursachen diskutiert. Zum einen könnte die Gewichtszunahme mit einem veränderten Wasserhaushalt erklärt werden, indem die Pille Einfluss auf das Renin-Angiotensin-System hat. Dieses regelt die Verteilung der Körperflüssigkeiten. Eine Stimulierung dieses Systems führt dazu, dass weniger Wasser über die Nieren ausgeschieden wird (4). Dies kann zu Wasseransammlungen im Körper führen und somit das Gewicht erhöhen.
So schlüssig, wie diese Erklärung klingt, gibt es aber auch Studien, die das genaue Gegenteil zeigen. Auch wenn hier insgesamt ebenfalls kaum Änderungen des Gewichts gemessen wurden, so wurde aber festgestellt, dass, wenn es zu minimalen Zunahmen kam, diese nicht durch Körperwasser, sondern einen erhöhten Körperfettanteil zustande kamen (6). Ursächlich hierfür könnte die Auswirkung der Pille auf das Essverhalten sein.
Veränderung von Appetit und Nahrungsauswahl durch die Pille
Cholezystokinin ist ein Hormon des Magen-Darm-Trakts und unter anderem für die Auslösung des Sättigungsgefühls zuständig. Die Pille hemmt die Ausschüttung von Cholezystokinin und führt dazu, dass zum einen die Sättigung gehemmt wird und zum anderen der Appetit größer ist (7). Mehr Appetit, mehr Nahrungsaufnahme, mehr Gewicht.
Sehr spannend ist auch die Auswirkung der Pille auf das Essverhalten. Eine Studie konnte feststellen, dass Pillenanwenderinnen mehr Energie aus Fett, dafür weniger aus Kohlenhydraten zu sich nehmen. Die Gesamt-Energieaufnahme war dabei gleich, die unterschiedliche Zusammensetzung der Ernährung könnte sich aber auf Appetit, Hunger und Verwertung der Nährstoffe auswirken (8).
Gewichtszunahme durch temporäre Schilddrüsenunterfunktion
Eine Nebenwirkung der Pille, die auch im Beipackzettel der Präparate steht, ist eine temporäre Schilddrüsenunterfunktion durch die künstlichen Hormone (9). Ein typisches Symptom einer Schilddrüsenunterfunktion ist die Zunahme von Körpergewicht. Durch eine Ernährung, die die Funktion der Schilddrüse unterstützt und beispielsweise reich an Selen und Jod ist, könnten Symptome der Unterfunktion abgeschwächt bzw. im Umkehrschluss bei einer ungünstigen Ernährung verstärkt werden. Eventuell ließe sich hier eine Erklärung für die unterschiedliche Wirkung der Pille auf das Körpergewicht finden. Da es hierzu aber keine Studien gibt, bleibt das Spekulation. Im Magazin kannst du noch mehr über die Auswirkungen der Pille auf die Stoffwechselorgane lesen.
Gewichtsabnahme nach dem Absetzen der Pille
Wenn es durch die Einnahme der Pille keine generelle Gewichtszunahme gibt, sollte sich nach dem Absetzen auch nicht viel ändern, oder?
Dennoch berichten viele Anwender*innen (in unser kleinen nicht repräsentativen Umfrage ja immerhin ein Drittel) von einem Gewichtsverlust nach dem Absetzen der Pille. Dies könnte mit den oben beschriebenen Phänomen zusammenhängen, die durch das Absetzen reversibel sind: Wassereinlagerungen gehen zurück, das Essverhalten ändert sich oder die Funktion der Schilddrüse normalisiert sich. Eventuell wird mit dem Absetzen der Pille auch eine bewusste Entscheidung für mehr Gesundheit getroffen, die sich auch auf andere Bereiche wie Ernährung und körperliche Bewegung auswirkt. Studien gibt es hierzu unseres Wissens keine.
Gewichtsschwankungen durch ein hormonelles Ungleichgewicht
Einige Frauen berichten von einer Gewichtszunahme nach Absetzen der Pille. Tatsächlich gibt es keine Studien, die die Veränderung des Gewichtes nach Absetzend der Pille bestätigen oder gar erklären. Eine mögliche Begleiterscheinung durch das Pille absetzen ist jedoch eine Östrogendominanz durch die hormonelle Umstellung.
Nach dem Absetzen muss sich der natürliche Hormonhaushalt regulieren. Dies kann mindestens 3 Monate dauern, aber auch noch bedeutend länger anhalten (10). Verbunden damit sind verschiedene Hormonschwankungen mit verschiedenen typischen Symptomen.
Nicht unüblich ist ein Ungleichgewicht im Östrogen-Progesteron-Haushalt. Nach dem Absetzen der Pille kann es sowohl bei der körpereigenen Östrogen- als auch der Progesteronproduktion zu einem Mangel kommen. Wird dabei im Verhältnis zu wenig Progesteron zu Östrogen gebildet, liegt eine indirekte Östrogendominanz vor.
Andererseits kann es passieren, dass der sensible Hormonhaushalt mit einer überschießenden Produktion reagiert und es zu einem direkten Östrogenüberschuss kommt.
Beide Varianten haben die gleichen Symptome. Und eines der Symptome von Östrogenüberschuss und Progesteronmangel ist eine Gewichtszunahme.
Möchtest du also verhindern, dass sich dein Gewicht nach Absetzen der Pille ändert, ist es sinnvoll, deinen Körper bei der Regulierung des Hormonhaushaltes zu unterstützen. An erster Stelle sollte hier eine gesunde Lebensführung mit einer ausgewogenen Ernährung, körperlicher Aktivität und einem guten Stressmanagement stehen. Sinnvoll unterstützen kannst du deine Organe mit perfekt auf die Bedürfnisse abgestimmten Nahrungsergänzungsmitteln. Hier möchten wir dir sehr unsere Produkte reset und balance ans Herz legen, die wir genau dafür mit viel Bedacht und Expertise entwickelt haben.
Gewicht stabilisieren durch intuitives Essen?
Sollte die Befürchtung, dass sich dein Gewicht durch das Absetzen der Pille ungewollt ändern können, dich davon abhalten, die Pille abzusetzen, möchten wir dir eine Ernährungsweise ans Herz legen, mit der du dir langfristig und ganzheitlich etwas Gutes tust: Intuitives Essen oder achtsames Essen.
Dein Ernährungsverhalten wurde mit dem ersten Tag deines Lebens geprägt. Die allererste Muttermilch hat dir nach deiner Geburt in einer kalten, grellen, lauten Umgebung das Gefühl von Wärme, Sicherheit und Liebe vermittelt. Essen schenkt uns seitdem Sicherheit, ist ein Merkmal unserer sozialen Strukturen und unserer Kultur. So kann ein bestimmtes Gericht oder eine Mahlzeit auch im Erwachsenenalter noch das Bedürfnis nach Liebe, sozialem Kontakt, Sicherheit oder Frieden befriedigen.
Auch für ungünstiges Ernährungsverhalten wird der Grundstein in der Kindheit gelegt: vom Kinderarzt gibt es einen Bonbon als Belohnung, eine Brezel im Kinderwagen verschafft den Eltern mehr Zeit beim Einkauf, “Wenn du jetzt lieb bist, bekommst du nachher noch ein Eis”. Essen tröstet, Essen vertreibt Langeweile, Essen belohnt - und diese erlernten, unterbewussten Muster bleiben uns auch als Erwachsene erhalten, solange wir sie nicht in Frage stellen.
Hast du mal darüber nachgedacht, in welchen Situationen du isst? Passiert das ausschließlich, wenn dein Magen knurrt und dir dein Körper so zu verstehen gibt, dass du Hunger hast? Oder gehörst du zu den Personen, die nach einem stressigen Tag alle Viere von sich strecken und sich mit einer großen Süßigkeit belohnen? Isst du tagelang vielleicht gar nichts, wenn du Deadlines hinterherrennst? Wie ist es, wenn du unangenehme Aufgaben zu bewältigen hast? Begleitet dich dabei eine Tüte Chips oder Gummibärchen? Und das klassische Beispiel, das in Film und Fernsehen nur zu gern klischeehaft aufgegriffen wird - Liebeskummer. Was macht der mit deinem Essverhalten?
Ernährung kann verschiedenste Bedürfnisse befriedigen. Und das ist prinzipiell erstmal nichts Schlechtes, solange du dir dessen bewusst bist. Denn sobald du dir über unbewusste Muster bewusst bist, kannst du diese unterbrechen und dir neue Muster stricken, die besser zu dir und deiner Gesundheit passen. Ein stabiles, zufriedenstellendes Gewicht ist nicht hauptsächlich die Folge einer optimierten Nährstoffzusammensetzung, Kalorien zählen oder Disziplin in einer Diät. Ein positives Körpergefühl und ein gesunder Körper beginnen im Kopf mit einem bewussten Ernährungsverhalten, das Schwankungen akzeptiert und Bedürfnisse wie Wertschätzung, Trost oder Sicherheit nicht mit Hunger verwechselt. Wenn du deine Ernährung wertschätzt, kannst du auch deinen Körper und seine ganz eigene individuelle Form wertschätzen.
Intuitives Essen in Kürze
Intuitives Essen füllt ganze Ratgeber. In den Referenzen findest du ein paar Tipps zum Weiterlesen.
Um es runterzubrechen: Werde dir über deine Bedürfnisse bewusst. Wenn du Appetit verspürst, überlege dir, aus welchem Grund du gerade essen möchtest. Oftmals gibt es viel bessere Alternativen. Das Bedürfnis nach Ruhe oder Frieden kann zum Beispiel durch eine Meditation erfüllt werden. Sicherheit und Wärme bietet auch ein heißes Bad, Trost ein Telefonat mit einer*einem guten Freund*in. Ablenkung bieten auch Bücher, Sport oder ein Spaziergang. Tanzen oder singen können vom Essen ablenken, Stress reduzieren und die Laune heben. Oftmals reicht schon ein kurzes bewusstes Innehalten, um emotionalen Hunger von tatsächlichem Hunger zu unterscheiden. Wichtig ist, dass du herausfindest, was deine Bedürfnisse befriedigt und für dich gut umsetzbar ist. Natürlich ist die Änderung eines jahrzehntelang erlernten Verhaltens nicht so einfach umgesetzt. Aber jeder kleine Schritt bringt dich einem intuitiven Essverhalten näher. Wenn du Unterstützung wünschst, findest du mittlerweile viele Ernährungsberater*innen, die mit Achtsamkeit und systemischer Beratung arbeiten.
Nährend von innen und außen: Achtsame Ernährung
Hand in Hand mit einer intuitiven Ernährung geht Achtsamkeit beim Essen. Durch Achtsamkeit lernst du deine Bedürfnisse und Muster kennen. Durch achtsames Essen gibst du deiner Ernährung zusätzlich die Wertschätzung, die sie verdient - und legst so den ersten und nachhaltigsten Stein für eine gesunde Ernährung und die Akzeptanz deines Körpers.
Achtsames Essen ist kein Zauberwerk. Grundregel: Benutze deine Sinne. Nimm deine Mahlzeiten wahr - mit den Augen, mit der Zunge, mit der Nase, mit den Ohren. Bunte, frische, farbenfrohe Lebensmittel und Speisen versorgen dich nicht nur mit gesunden Nährstoffen, sondern bereiten auch optisch Freude und Befriedigung. Ein schön angerichteter Teller und ein gedeckter Tisch machen Appetit und befriedigen schon vor dem ersten Bissen verschiedenste Bedürfnisse. Ausgiebiges Kauen, langsames Essen und Pausen beim Essen ohne Ablenkung ermöglichen dir die Wahrnehmung deines Sättigungsgefühles.
Ein bewusstes Sättigungsgefühl verhindert, dass du unbewusst zu viel oder zu wenig isst und ermöglicht stattdessen, dass du genau das zu dir nimmst, was dein Körper benötigt.
Disclaimer: Unsere Empfehlungen können sich nur an gesunde Personen richten und ersetzen keinen ärztlichen Rat bei Grunderkrankungen. Es gibt verschiedene Faktoren wie beispielsweise Medikamenteneinnahme, Erkrankungen oder mentale Verfassungen, die die Ernährung beeinflussen. Hier darfst und solltest du dir professionelle Unterstützung holen, die mit dir zusammen den für dich besten Weg findet.
Und bitte denke daran: Menschen wie Körper sind vielfältig - Gesundheit, Schönheit und vor allem dein Wert definiert sich nicht durch einen Schenkelumfang, sichtbare Bauchmuskulatur oder eine Poform!