Schmerzen, potentiell so stark wie die Schmerzen bei einer Krebserkrankung - möchte niemand erleiden müssen, oder? Erleiden aber tatsächlich ca. 40% aller menstruierenden Menschen im Laufe ihres Lebens monatlich: Wir sprechen heute über Zyklische Brustschmerzen der Frau.
Deine Brust schmerzt vor der Periode, was kann das sein?
Als zyklische Mastalgie werden Brustschmerzen der Frau bezeichnet, die klar mit dem Menstruationszyklus in Verbindung gebracht werden können. Sie treten in der Regel 1-2 Wochen vor Menstruationsbeginn auf beiden Brustseiten auf, sind um den ersten Blutungstag herum am stärksten und nehmen dann während der Blutung wieder ab. Als wären Schmerzen noch nicht genug, können durch die hormonellen Schwankungen noch Brustschwellung, Druckempfindlichkeit und Verhärtungen dazu kommen. Besonders sind Menstruierende im Alter von 30 bis 55 Jahren betroffen.
Warum schmerzt meine Brust?
Die Ursache für die starken Schmerzen ist bisher nicht sicher geklärt. Sie hängen mit den hormonellen Schwankungen im Laufe des Menstruationszyklus zusammen. Unter Hormoneinfluss wächst das Brustgewebe. Für die gängige Theorie, dass das Brustgewebe dann mehr Wasser einlagert, die Brüste dadurch größer und schwerer werden und folglich schmerzen und spannen, gibt es jedoch eine gespaltene Studienlage. Ganz eng ist der Zusammenhang zu einer vorherrschenden Östrogendominanz und einem Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron im Laufe des Zyklus. Gesichert ist auch, dass Brustschmerzen als Nebenwirkung einer Hormonaustausch-Therapie während der Wechseljahre auftreten, wenn diese zu hoch dosiert ist.
In jedem Beipackzettel der Pille werden Brustschmerzen als Nebenwirkung aufgeführt - mal unter “häufig”, mal unter “sehr häufig”. Psychologische Faktoren wie Stress, Depressionen oder Ängste verstärken die Neigung zu zyklischer Mastalgie.
Weitere Faktoren wie Neurotransmitter und Serotonin als Einflussfaktoren, hyperaktives Prolaktin und ein erhöhter Lipidmetabolismus sind in der Erforschung, die Hinweislage ist hierfür noch extrem dünn.
Nicht erschrecken: Schmerzende Brüste können auch ein Anzeichen für eine Schwangerschaft sein (gleiche Hormone). Kommt Übelkeit dazu und bleibt dann auch noch deine Menstruation aus, wird es höchste Zeit für einen Schwangerschaftstest.
Brustschmerzen vor der Periode sind häufig!
Wenn du regelmäßig 1 oder 2 Wochen vor deiner Periode unter Brustschmerzen oder einer druckempfindlichen Brust leidest, bist du damit nicht allein! 70% der Menstruierenden leiden irgendwann in ihrem Leben mal unter solchen zyklusbedingten Brustschmerzen, bei 40% sind sie für 2-3 Tage im Monat regelmäßige Begleiter. Viele Menstruierende haben gelernt die Spannungsgefühle oder Schmerzen auszuhalten. Es gibt jedoch auch Menschen, die die Schmerzen, die sie jeden Monat für auch längere Zeiträume ab 5 Tagen aushalten müssen, auf einem Schmerz-Index ähnlich weit oben ansiedeln, wie Menschen mit Krebserkrankungen ihre Schmerzen. Das hat Auswirkungen auf die Sexualität, aber auch auch auf die psychische Gesundheit, auf soziale Kontakte und - wie man sich gut vorstellen kann - auch auf die Arbeitsfähigkeit. Hier auch wieder ein sehr guter Grund, warum es so wichtig ist, über den weiblichen Zyklus und alle seine unangenehmen Seiten zu informieren und diesen auch gesellschaftlich mehr zu berücksichtigen!
Achtung: Solltest du ungewohnt starke Schmerzen haben und die Brust gerötet sein und sich warm anfühlen, lasse eine Mastitis (Entzündung des Brustgewebes) abklären!
Was kann ich gegen schmerzende und druckempfindliche Brüste tun?
Wenn die Brüste bereits schmerzen und spannen, helfen akut kleine Hausmittelchen wie Kompressen, die du ganz nach deinem Wohlbefinden entweder kalt oder warm anwenden kannst. Ganz klassisch wäre zum Beispiel ein Kohlwickel, der auch Stillenden gut bekannt ist. Hierfür einfach Weißkohlblätter zuschneiden, die Blattadern entfernen, die Blätter etwas walzen, so das Flüssigkeit austritt und sie dann auf die Brust auflegen. Wenn du es lieber warm hast, kannst du die Blätter vorher auf die Heizung legen.
Gut sitzende, stützende Unterwäsche verhindert, dass die Schwerkraft ihr übriges tut und dass störende Nähte o.ä. zusätzlich drücken und stören.
Laut einer Studie von 2018 kann Schwimmen Erleichterung bringen, da durch die Bewegungen beim Schwimmen der Flüssigkeitstransport aus der Brust heraus angeregt wird.
Prinzipiell kann leichte körperliche Betätigung den Kreislauf anregen und so wie beispielsweise Yoga langfristige Effekte erzielen, da sowohl körperliche als auch seelische Spannung abgebaut und Stress entgegengewirkt wird.
Ernährungstechnisch kannst du dem Überschuss von Östrogen und entzündlichen Prozessen entgegenwirken und so deine Schmerzen potentiell reduzieren. Traditionell wird das Öl der Nachtkerze als Supplement bei Brustschmerzen empfohlen, beweisende Studien gibt es hierfür jedoch nicht. Auf vielen Ebenen gesund und förderlich für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt, sind Isoflavone in der Ernährung. Diese befinden sich in großen Mengen in Rotklee und Hülsenfrüchten wie z.B. auch Soja. Kreuzblütler wie Kohlarten, Senf, Kresse etc. sollen eine östrogenregulierende Wirkung haben. Die Entzündungsreaktionen kannst du mit einer Ernährung mit antientzündlichen Lebensmitteln wie Leinsamen, Leinöl, Walnussöl, Walnüssen, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind und dem Verzicht auf fette, tierische Lebensmittel gut beeinflussen. Auch Vitamin E wirkt antientzündlich. Es kommt vor allem in Nüssen, Saaten, Keimen und Ölen aus diesen vor. Vitamin B6 scheint ebenfalls einen positiven Effekt zu haben, ganz allgemein auch gegen PMS.
Eine Kombination der hilfreichen Nährstoffe und Lebensmittel haben wir in unseren Produkten ESTRO und MOOD zusammengestellt. Diese enthalten außerdem heilwirksame Pflanzen, wie beispielsweise Mönchspfeffer, die sich auf einen gesunden Hormonhaushalt und weiblichen Zyklus auswirken.
Oft wird angeraten, auf Koffein zu verzichten. Eine Beweislast für Brustschmerzen gibt es hier nicht. Prinzipiell belastet Koffein aber die Nebenniere, die einen großen Einfluss auf die Bildung der Sexualhormone hat. Einen Versuch ist es also Wert.
Meine Brustschmerzen sind schwer erträglich
Wenn gar nichts mehr geht, scheue dich nicht mit deiner Ärztin/deinem Arzt eine geeignete medikamentöse Therapie für dich zu besprechen. Manchmal ist dies - so wie der Einsatz von Schmerzmitteln - kurzfristig eine gute Lösung. Zum Einsatz gegen eine Östrogendominanz kann die Minipille kommen, die kein Östrogen, sondern nur Progesteron enthält. Auch Antiöstrogene, progesteronhaltige Cremes und nicht-steroidale antientzündliche Medikamente stehen als Option zur Verfügung. Hier musst du dir bewusst darüber sein, ob diese Form der Behandlung für dich in frage kommt.
Ernährung, Sport und ein gutes Stressmanagement sind keine Wunderwaffen gegen jedes Leiden, das muss dir klar sein. Sie sind jedoch eine wundervolle Möglichkeit, deine Selbstwirksamkeit zu stärken und dir die Möglichkeit zu geben, aktiv etwas für dich und deine Gesundheit zu tun. Dadurch stärkst du deine Resilienz, beeinflusst nachhaltig weitere Bereiche deines Lebens und kannst dich so insgesamt wohler und gesünder fühlen!