Ein normaler Zyklus hat 28 Tage, der Eisprung ist am 14. Tag. Ist das so? Ist das bei dir so? Nein? Dann sollten wir dem mal auf den Grund gehen, denn ganz sicher bist du nicht die einzige hier, deren Zyklus deutlich davon abweicht und vermutlich auch jeden Monat etwas anders ausfällt.
Um Orientierung für Forschungsfragen und ärztliche Untersuchungen zu schaffen, werden Richtwerte benannt und Modell-Zyklen entworfen. Genau so ein Modell ist das 28 Tage-Modell für einen durchschnittlichen Menstruationszyklus. Ein schöner praktischer Wert für Berechnungen - der für die meisten Menstruierenden gar nicht zutrifft. Tatsächlich dauert der Zyklus bei 60-80% der Menstruierenden nämlich 21-34 Tage. Und als gesund wird sogar ein Zyklus von 21-45 Tagen angesehen. Inklusive monatlicher Schwankungen. Eine sehr große Spannweite also. “Eisprung am 14. Zyklustag” ist somit auch eher eine pauschalisierte Angabe, um die ungefähre Zyklusphase zu bestimmen.
Schön und gut, aber woher weißt du denn nun, in welcher Zyklusphase du dich befindest? Hierfür gibt es einige Hinweise, die eine genaue Beobachtung deines Körpers voraussetzen. Mit ein bisschen Übung kannst du dann aber ziemlich genau beurteilen, ob du dich vor oder nach deinem Eisprung befindest. Wir fassen sie für dich zusammen.
Welche Zyklusphasen gibt es überhaupt?
Der Menstruationszyklus startet mit dem ersten Tag der Menstruationsblutung. In dieser Zeit wird die abgestorbene Schleimhaut aus der Gebärmutter ausgestoßen und landet mit Blut und Vaginalsekret in deinem Periodenprodukt. Und ja, auch die unbefruchtete Eizelle ist da irgendwo dabei. Östrogen- und Progesteronlevel sind während der Menstruation niedrig.
Hast du eigentlich einen Überblick darüber, was für Möglichkeiten an Periodenprodukten es so gibt? Wir haben denen einen ganzen Artikel gewidmet, schau gern mal vorbei!
Wenn die abgestorbene Schleimhaut abgestoßen ist, nehmen die Level an FSH und Östrogen zu und Eierstöcke und Gebärmutter gehen in die Proliferationsphase über. In dieser Phase reifen im Eierstock Follikel mit Eizellen heran. Außerdem regeneriert sich die Schleimhaut in der Gebärmutter.
Der stetige Östrogenanstieg führt 24-36 Stunden vor dem Eisprung zu einem starken Anstieg von LH. An seinem Peak wird eine voll ausgereifte Eizelle aus dem Follikel in den Eileiter abgegeben. Auch die Östrogenlevel sind nun am höchsten und sinken nach dem Eisprung ab. Mehr Infos zum Eisprung kannst du im Magazin nachlesen.
Die ersten drei Phasen können als Follikelphase zusammengefasst werden.
Im Eierstock verbleibt der Rest des Follikels, der sich zum Gelbkörper umwandelt und Progesteron produziert. Durch die Progesteron-Wirkung wird die Gebärmutterschleimhaut verdickt. Kommt es im Laufe der nächsten Tage nicht zu einer Befruchtung der Eizelle, verkümmert der Gelbkörper und die Progesteronwerte sinken. Zum Ende der Gelbkörper- (oder auch Luteal)phase erreicht das Östrogen- und Progesteronlevel ein Minimum und die Versorgung der Gebärmutterschleimhaut wird eingestellt. Sie stirbt ab und ein neuer Menstruationszyklus beginnt.
Wie erkenne ich die Zyklusphasen?
Durch die hormonellen Veränderungen werden nicht nur Prozesse in Eierstöcken und Gebärmutter in Gang gesetzt. Auch die Sekretion von Schleim am Gebärmutterhals (Zervixschleim) und die Form des Muttermundes sowie die Körpertemperatur verändern sich.
Wie erkenne ich die Menstruation?
Die Menstruation ist kaum zu übersehen, da über 2-7 Tage ein Schleimhaut-Blut-Gemisch ausgestoßen wird. Am Ende sind es etwa 30-60 ml. Solltest du bedeutend länger bluten und das Gefühl haben, dass du sehr viel Blut verlierst (z.B. wenn du alle 1-2h deinen Periodenartikel wechseln musst), lass das ruhig gynäkologisch abklären.
Wie erkenne ich die Follikelphase?
Die Follikelphase schließt direkt an die Menstruation an. Zervixschleim ist in dieser Zeit kaum vorhanden und eher klumpig, trocken und weißlich. Der Muttermund ist geschlossen und ragt weit in die Vagina hinein (also liegt weit vorne Richtung Scheideneingang). Je näher es Richtung Eisprung geht, desto mehr Zervixschleim wird freigesetzt. Dieser wird immer feuchter und klarer. Viel flüssiger, klarer Schleim spricht für den Beginn des fruchtbaren Fensters. Auch der Muttermund wird nun immer weicher und vielleicht kannst du auch wahrnehmen, dass sich die Öffnung vergrößert. Der Muttermund zieht sich immer weiter nach innen zurück. Die Dauer der Follikelphase ist variabel.
Wie erkenne ich den Eisprung?
Direkt um den Eisprung ist der Schleim zwischen den Fingern spinnbar, d.h. er zieht Fäden. Wenn du deine Basaltemperatur regelmäßig misst, wirst du nun durch den Eisprung einen Anstieg der Temperatur um 0,2 - 0,6°C feststellen können. Bei einigen Personen fällt die Temperatur durch die hohen Östrogenwerte auch kurz vor dem Eisprung noch mal etwas ab. Der Muttermund ist weich und geöffnet. Einige Menstruierende nehmen den Eisprung als ein Ziehen in der Bauchregion wahr - der sogenannte Mittelschmerz. Andere haben sogar starke Schmerzen in dieser Zeit. Du kannst den Zeitpunkt des Eisprungs übrigens auch sehr sicher mit LH-Teststreifen bestimmen. Diese werden in den Urin getaucht und schlagen ab einer bestimmten LH-Konzentration etwa 24-36 Stunden vor dem Eisprung an. Sie eignen sich aber eher als Indikator für den besten Zeitpunkt bei Kinderwunsch oder zur Bestimmung der Zyklusphase als zur Verhütung. Das fruchtbare Fenster beginnt bereits etwa 5 Tage vor dem Eisprung.
Wie erkenne ich die Lutealphase?
Deine Basaltemperatur ist nun etwa 0,2-0,6°C höher als in der Follikelphase. Direkt nach dem Eisprung nimmt die Schleimmenge ab, der Schleim wird dicker und trüb und wird auch als cremig oder klebrig beschrieben. Der Muttermund schließt sich wieder, wird fest und senkt sich in die Vagina ab. Die Länge der Lutealphase ist relativ konstant zwischen 12 und 16 Tagen nach dem Eisprung. Anhand der relativ stabilen Lutealphase kannst du berechnen, an welchem Tag ungefähr dein Eisprung ist, indem du 14 Tage vom ersten Menstruationstag abziehst. Wenn dein Zyklus regelmäßig ist, weißt du nun, wie lang deine Follikelphase ist.
Worauf muss ich achten?
Um deinen Zyklus zu beobachten, brauchst du etwas Übung, Routine und Regelmäßigkeit. Außerdem solltest du einige Dinge beachten.
Temperaturmessung: Für die Temperaturmessung benötigst du unbedingt ein Thermometer mit zwei Nachkommastellen, damit du die Temperaturänderung von 0,2°C richtig beurteilen kannst. Die Temperatur muss noch vor dem Aufstehen gemessen werden. Zuvor solltest du mindestens eine Stunde geschlafen haben. Am sichersten ist die Messung in Vagina oder Anus, der Messort sollte innerhalb eines Zyklus nicht gewechselt werden.
Zervixschleimuntersuchung: Am besten nimmst du den Schleim mit dem sauberen Zeigefinger am Scheideneingang auf, so dass du ihn zwischen Daumen und Zeigefinger verreiben und fühlen kannst, indem du die Finger auf- und zuklappst. Ist dir das unangenehm, kannst du auch Toilettenpapier verwenden und dieses auf- und zuklappen, um die Konsistenz des Sekrets zu beurteilen. Außerdem notierst du dir Farbe und vielleicht auch den Geruch.
Untersuchung des Muttermunds: Am besten gehst du in die Hocke oder stellst ein Bein etwas erhöht auf. Mit zwei sauberen Fingern kannst du nun am Ende deiner Vagine nach deinem Muttermund tasten. Er fühlt sich rundlich an und ist glatter als die Wände der Vagina. Mittig kannst du eine Vertiefung spüren und notieren, wie sich diese anfühlt - weich, hart, geöffnet? Tief in der Vagina oder weiter oben? Benutze während eines Zyklus immer die gleichen Finger und die gleiche Position, um die Lage des Muttermundes richtig beurteilen zu können.
Achte außerdem darauf, nicht nur eines der Merkmale zur Bestimmung der Zyklusphase zu nutzen. Es sollten immer mindestens 2 Zeichen beurteilt werden.
Zyklusbeobachtung als Verhütungsmethode?
Nach einiger Zeit der Beobachtung deines Zyklus wirst du ein gutes Gefühl für deinen Körper bekommen und kannst gut einschätzen, in welcher Zyklusphase du dich befindest. Beachte aber bitte, dass diese Art der Beobachtung nicht als Verhütungsmethode gedacht ist, sondern der natürlichen Familienplanung dient - also eher einem Kinderwunsch entgegenkommt. Denn der Zyklus und seine Merkmale sind sensibel! Exzessiver Sport, starker Stress, Schichtarbeit oder durchtanzte Nächte, eine Reise mit Zeitverschiebung, Infekte etc. beeinflussen nicht nur die Körpertemperatur, sondern auch den Zyklus. Wenn du nicht schwanger werden möchtest, ist es empfehlenswert zu verhüten.