- Autorin: Melanie Dell’Oro
Denn obwohl Endometriose nach dem Myom die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung ist, können viele Menschen mit dem Begriff gar nichts anfangen, was sich in dünner Studienlage, langen Diagnosezeiträumen, häufig unerkannten Verläufen und großen Unverständnis, wenn es zum Thema Periodenschmerzen kommt, spiegelt. Denn Endometriose kann sehr schmerzhaft sein, so schmerzhaft, dass die Betroffenen für die Zeit ihrer Periode völlig ausgeknockt sind, inklusive Arbeitsunfähigkeit. Sehr wichtig also, diese Erkrankung ins Bewusstsein zu rücken!
Was ist denn überhaupt Endometriose?
Bei der Endometriose kommt es zu gutartigen Wucherungen aus Gebärmutterschleimhautartigem Gewebe, jedoch außerhalb der Gebärmutterhöhle. Stattdessen wachsen diese Endometrioseherde in benachbarten Geweben und Organen wie z.B. dem Beckenraum, den Eierstöcken, Eileiter oder Darm oder in tiefer liegendem Gebärmuttergewebe. Im Prinzip sind die Wucherungen in jedem Körpergewebe möglich, es wurden schon Endometrioseherde im Gehirn gefunden.
Endometriose tritt bei etwa 8-15% aller Menstruierenden auf, am häufigsten ist das Auftreten im Alter von 35-45 Jahren.
Warum genau Endometriose entsteht, ist noch gar nicht sicher geklärt, es gibt aber verschiedene Theorien. Immerhin wurden mittlerweile über 40 Genorte entdeckt, die mit der Entstehung von Endometriose zusammenhängen. Endometriose ist also genetisch festgelegt. Als zusätzliche Risikofaktoren für das Ausbrechen der Erkrankung bei Frauen wurden verschiedene, leider kaum bis gar nicht beeinflussbare Umstände beobachtet. Kurzer Zyklus, Menarche vor Teenageralter, längere Fruchtbarkeit (Menarche bis Menopause), weniger Schwangerschaften, kürzere Stillzeit – alles Faktoren, die sich nicht bis kaum beeinflussen lassen.
Zusätzlich gibt es Berichte über Endometriose-Herde bei Männern oder Personen ohne Uterus. Dies eröffnet weitere Ursachen-Variablen und birgt eine große Chance, die Erkrankung in Zukunft zu verstehen.
Welche Beschwerden bringt die Endometriose mit sich?
Die Endometrioseherde wachsen genauso wie die tatsächliche Gebärmutterschleimhaut im Laufe des Menstruationszyklus - und können auch bluten während der Periode. Die Folge können je nach Lage krampfartige Schmerzen bis hin zur Bewusstlosigkeit sein sowie chronische Bauch- und Rückenschmerzen. Kann das Blut der blutenden Gewebe nicht abfließen, bilden sich blutgefüllte Zysten, die sogenannten Schokoladenzysten. Die starken Schmerzen werden verstärkt durch den erhöhten oxidativen Stress, der durch die Entzündungsreaktionen in den Endometrioseherden entsteht. Die Folgen der Endometriose sind Vernarbungen, Organschäden oder chronische Entzündungen.
Eine sehr häufige Begleiterscheinung der Endometriose ist unerfüllter Kinderwunsch. Tatsächlich ist dies auch oft der Grund, warum die Endometriose überhaupt diagnostiziert wird. 40-60% der Menstruierenden mit Kinderwunsch werden nicht schwanger aufgrund einer - vielleicht bisher unerkannten - Endometriose.
Die Beschwerdepalette der Endometriose ist jedoch bunt wie ein Blumenstrauß. Neben Schmerzen im Brust- und Bauchbereich sowie an den Geschlechtsorganen, können Symptome wie z.B. Migräne, Schlafstörungen, Frieren, Harnwegsprobleme, Verdauungsprobleme, Allergien oder Nährstoffmangel ihren Ursprung in einer Endometriose haben. Und die Liste ist noch länger. Verrückt, oder? Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass die betroffenen Genorte, die für Endometriose verantwortlich sind, zum einen für die Schmerzwahrnehmung und zum anderen auch mit (chronischen) Schmerzsyndromen wie Migräne, Kopfschmerz, Rückenschmerzen und auch Asthma oder Osteoarthritis zusammenhängen.
Was kann man gegen Endometriose tun?
Tatsächlich kann es sein, dass du medizinisch eine Endometriose hast, aber keinerlei Beschwerden auftreten. An dieser Stelle besteht dann auch kein Handlungsbedarf. Wenn du aber Beschwerden hast und die Endometriose bei dir diagnostiziert wurde, wirst du dich sicherlich bald mit Therapieoptionen auseinandersetzen müssen. Und hier ist gute Beratung wichtig.
Für die Behandlung der Endometriose kommen nämlich verschiedene Möglichkeiten in Betracht, die zum Teil nicht wenige Nebenwirkungen haben können oder einen invasiven Eingriff erfordern. Hier kannst du dich ausführlich von deiner Frauenärztin/deinem Frauenarzt beraten lassen.
Glücklicherweise gibt es aber auch viele andere Faktoren, die du selber beeinflussen kannst, um deine Endometriosebeschwerden zu lindern. Wie so oft stehen hier Ernährung, Lebensstil, Bewegung und Stressbewältigung an oberster Stelle.
Gerne wollen wir darauf in einem zweiten Artikel etwas genauer eingehen. Wenn du also gern wissen möchtest, welche Optionen dir zur Behandlung der Endometriose zur Verfügung stehen und ob und wie du deine Beschwerden durch Ernährung und Lebensstil beeinflussen kannst, lies gern weiter in unserem Artikel “ Endometriose - Ernährung, Lebensstil, Therapie”
Wo finde ich Informationen zu Endometriose?
Wenn du dich noch ausführlicher mit der Erkrankung Endometriose auseinandersetzen möchtest, gibt es verschiedene Beratungsstellen und Verbände, die sich diesem Thema angenommen haben. Dort findest du auch Kontakt zu Selbsthilfegruppen, denn oftmals ist schon der Austausch mit anderen Betroffenen erleichternd und hilfreich. Kontakte zu solchen Gruppen und Ärzt*innen, die spezialisiert sind auf Endometriose findest du beispielsweise bei der Endometriose-Vereinigung . Dort gibt es auch eine Beratungshotline, wo du dich informieren und beraten lassen kannst.
Im März findet außerdem jedes Jahr der EndoMarch statt. In diesem Rahmen werden durch viele Organisationen Veranstaltungen zum Thema Endometriose organisiert. Einen Überblick findest du auf der Webseite des EndoMarch.
Die Endo-App bietet dir auf ihrer Webseite und dem Instagram-Kanal nicht nur unzählige Informationen zu Endometriose, sondern mit der App auch ein nützliches Tool zur Beobachtung deiner Beschwerden. Zusätzlich bietet das Endo-App-Universum auch noch einen laufenden Podcast zu allen Fragen rund um Endometriose an.