- Autorin: Melanie Dell’Oro
Disclaimer: Wir beleuchten den gynäkologischen Aspekt der Erkrankung Endometriose. Solltest du eine Person ohne Uterus sein und unter ähnlichen Beschwerden leiden, wende dich bitte an spezialisierte Ärzt*innen.
Obwohl Endometriose etwa 8 - 15% der Menstruierenden betrifft, ist dieses Krankheitsbild für viele Menschen noch unbekannt und wird oftmals erst nach langer Odyssee und im Durchschnitt erst nach 10 Jahren nach Auftritt der ersten Symptome diagnostiziert. Aus diesem Grund haben wir im Artikel “Im Portrait: Endometriose” viele Informationen zum Krankheitsbild für dich zusammengestellt. In diesem Artikel hier möchten wir uns etwas detaillierter den Therapiemöglichkeiten der Endometriose widmen. Denn neben einer Vielzahl von medizinischen Therapieansätzen gibt es auch noch viele Faktoren der Ernährung und des Lebensstils, die einen positiven Effekt auf die Endometriose haben können. Und - na klar - ganzheitliche Therapie, das lieben wir!
Was kann deine Ärztin oder dein Arzt für dich tun?
Medikamentöse Therapie
Um akute Beschwerden der Endometriose zu lindern, kommen bei vielen Betroffenen regelmäßig anti-entzündliche Schmerzmittel zum Einsatz. Diese reduzieren die Schmerzen und können gleichzeitig die Entzündungen in den Endometrioseherden reduzieren. Um das Wiederauftreten der Erkrankungen zu reduzieren, können Entzündungshemmer, sogenannte COX-2-Hemmer eingesetzt werden. Mit dem Einsetzen von hochdosierten Schmerzmitteln sollte man jedoch vorsichtig sein, da diese zum einen langfristig leberschädigende Wirkungen haben können, zum anderen aber auch Abhängigkeits- und vor allem Gewöhnungseffekte zeigen. Und dann helfen sie leider immer weniger gut.
Hormonelle Therapie
Bei der Therapie mit Hormonen geht es darum, den Östrogenspiegel zu senken. Dafür werden Gestagene (z.B. Progesteron) oder die Anti-Baby-Pille eingesetzt. Auch GnRH-Analoga, die dafür sorgen, dass weniger Östrogene produziert werden, werden für kurzfristige Anwendungen verschrieben. Neben bekannten Nebenwirkungen von künstlichen Hormonen ist z.B. das Osteoporose-Risiko durch GnRH-Analoga stark erhöht. Deine Frauenärztin/dein Frauenarzt wird also sehr genau abwägen, welche Therapieoption für dich infrage kommt.
Operative Eingriffe
Mit Hilfe einer Bauchspiegelung können Endometrioseherde im Bauchraum entfernt werden. Hierbei handelt es sich um einen relativ kleinen Eingriff, der jedoch immer von Endometriose-Spezialist*innen ausgeführt werden sollte. Dann hat der Eingriff gute Aussichten, vor allem bei Kinderwunsch. Eine Erfolgsgarantie gibt es jedoch nicht, Rückfälle sind nicht unüblich.
Phytotherapie
Je nach Ausprägung und Art der Endometriose werden von vielen Gynäkolog*innen auch gern begleitend pflanzliche Heilmittel eingesetzt. Insbesondere Ziele wie Schwangerschaft, Schmerzreduzierung oder Balancierung des Hormonhaushaltes können mit den in der Frauenheilkunde eingesetzten Pflanzen wie Schafgarbe, Spitzwegerich, Sägepalmenfrucht, Mönchspfeffer, Frauenmantel oder Artemisia unterstützt werden. Aktuell wird das Nahrungsergänzungsmittel Pycnogenol heiß diskutiert. Es handelt sich hierbei um ein Extrakt aus der Rinde der französischen Meereskiefer (Pinus pinaster). Dieses konnte in - bisher jedoch wenigen - Studien, die Endometriosebeschwerden reduzieren. Die Datenlage ist zwar dünn, einen Versuch könnte es aber Wert sein. Eine bessere Datenlage gibt es zum Einsatz von medizinischen Cannabis mit den Wirkstoffen THC und CBD. Hier kannst du dich von spezialisierten Ärzt*innen beraten lassen.
Physiotherapie
Um direkt den Bogen zum ganzheitlichen Ansatz zu schlagen, kannst du beim nächsten Besuch in der Gynäkologie besprechen, ob es möglich ist, dir einige Physiotherapie-Sitzungen zu verschreiben. Denn die Physiotherapeut*innen können dir ganz genau zeigen, mit welchen Übungen du deine Muskulatur stärken kannst und vor allem Schonhaltungen vermeidest, die zusätzlich zu Schmerz durch Verspannungen führen können.
Was kannst du für dich tun?
Die gute Nachricht: Ganz unabhängig von Arztbesuchen kannst du selber ganz viel für dich tun, um deine Beschwerden zu lindern. Tatsächlich sollten diese Maßnahmen aus dem Bereich Ernährung, Lebensstil und körperlicher Aktivität unbedingt deine potentiell medikamentöse Therapie unterstützen. So tust du nämlich insgesamt und nachhaltig etwas für deine Gesundheit.
Körperliche Aktivität
Regelmäßige Bewegung und mäßiger Ausdauersport haben den tollen Nebeneffekt, dass sie die Belastbarkeit und damit die Schmerzgrenze nach oben verschieben. Außerdem kann es durch Sport zur Ausschüttung körpereigener Endorphine kommen, welche eine schmerzlindernde Wirkung haben.
Entspannung und Achtsamkeit
Nachvollziehbar, dass dir während der Periode mit Schmerzen nicht nach Joggen ist. Stattdessen könnten dann aber sanfte Bewegungstechniken wie Yoga, Tai Chi oder autogenes Training für dich infrage kommen. Diese haben außerdem einen entspannenden Effekt und senken genauso wie regelmäßige Achtsamkeits- und Meditationsübungen die Stressreaktion des Körpers und führen zu mehr Selbstwirksamkeit, Selbstakzeptanz und Resilienz. Dadurch wird insgesamt deine Lebensqualität angehoben.
Selbsthilfegruppen
Bei vielen Endometetriose-Betroffenen geht die Erkrankung mit großen Einschränkungen der Lebensqualität und des Alltags einher. Hier kann es helfen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, neue Blickwinkel und Perspektiven zu öffnen oder einfach mal hemmungslos zu klagen. Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen bietet z.B. die Endometriose-Vereinigung.
Lebensstil
Einer der wichtigsten und ersten Schritte: mit dem Rauchen aufhören oder es zumindest reduzieren! Denn viele Studien zeigen, dass der Zigarettenkonsum sich negativ auf die Entzündungen, auf das Schmerzempfinden, auf die Dauer und Intensität der Beschwerden und insgesamt auf das Erkrankungsrisiko auswirkt.
Auch deinen Alkoholkonsum solltest du überdenken. Alkohol erhöht das Risiko für Östrogen-bedingte Erkrankungen und ist ein Zellgift, das Entzündungen im Körper verstärkt.
Bei Koffein ist kein direkter Zusammenhang zum Endometriose-Risiko festgestellt worden - Good News. Leider kann Kaffee aber bei einzelnen Betroffenen die Symptome verstärken. Hier musst du also schauen, wie es dir mit dem Kaffeekonsum geht. Prinzipiell wollen wir aber erinnern, dass Koffein ein Stressor ist, der deinem Körper Stress vorgaukelt, di Ausschüttung von Stresshormonen provoziert und so bei übermäßigem und langfristigem Konsum zur stressbedingten Erschöpfung der Nebennieren beitragen kann.
Ernährung
Seit es allgemein anerkannt ist, dass die Ernährung einen wichtigen Einfluss auf verschiedenste Erkrankungen hat, schaut man bei chronischen Erkrankungen auch immer gleich ganz genau, ob und welchen Effekt die Ernährung auf das Krankheitsbild hat.
Bei Endometriose ist man sich einig, dass eine angepasste Ernährung zu einem verbesserten Wohlbefinden und damit auch zu reduzierten Symptomen verhelfen kann. Einige Nährstoffe stehen in Verdacht, das Risiko zumindest für die Krankheitsentwicklung und die Schmerzintensität der Endometriose zu erhöhen.
Allgemein ist eine pflanzenbasierte Ernährung reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie arm an Zucker und tierischen Fetten sehr empfehlenswert.