Inhalt:
Was sind die Ursachen für hormonelle Akne?
Warum hilft die Pille gegen Akne?
Welche Nebenwirkungen hat die Pille?
Wieso verschlimmert sich die Akne nach Absetzen der Pille?
Wenn du starke Hautbeschwerden wie hormonelle Akne oder zylusbedingte Unreinheiten hast, unter welchen du sehr leidest, hast du dich sicherlich schon mal mit dem Gedanken befasst, ob du nicht einfach die Pille gegen Akne nehmen solltest, oder? Schon Teenagern wird die Pille als Verhütungsmittel schmackhaft gemacht, indem betont wird, wie sie zusätzlich für schöne Haut sorgen kann. Aber sollte man diese Entscheidung so leichtfertig treffen, wie sie einem manchmal verkauft wird?
Woher kommt hormonelle Akne
Soviel sei zunächst gesagt: Ja, die Pille kann helfen, Hautprobleme in den Griff zu bekommen. Das liegt an den möglichen Ursachen für hormonelle Akne.
Hormonelle Akne hat verschiedene Ursachen. Teilweise können sie sich gegenseitig bedingen und die Symptome verstärken.
Testosteronüberschuss
56,53 % der von Akne betroffenen Personen haben einen erhöhten Androgenspiegel [1]. Zu den Androgenen gehört auch Testosteron. Die Talgdrüsen im Bereich des Gesichts, der Brust und der oberen Anteile des Rückens werden durch das Testosteron-Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT) angeregt. Sie reagieren extrem empfindlich auf DHT und bilden bei einem Überschuss vermehrt Talg, wodurch es zu Pickeln oder Akne kommen kann. Akne ist deshalb ein häufiger Begleiter von PCOS.
Östrogenmangel
Der Mangel oder Abfall von Östrogenen kann die Akne verstärken, da Östrogene die Wirkung von Androgenen ausgleichen. Aus diesem Grund treten hormonelle Hautbeschwerden vor allem in der Lutealphase vor der Menstruation oder während Schwangerschaft und Stillzeit auf [2].
Aknefördernde Ernährung
In vielen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen einer hohen glykämischen Last und Akne festgestellt werden. Relevant ist hier unter anderem der Insulin-like growth factor (IGF-1). Eine Ernährung reich an hochverarbeiteten, kohlenhydratreichen Lebensmitteln mit geringem Ballaststoffanteil führt zur vermehrten Ausschüttung von IGF-1. IGF-1 fördert die Freisetzung von Androgenen und die Umwandlung von Testosteron zu DHT [2].
Stresshormone
Stresshormone wie Corticotropin-releasing-Hormon (CRH) und Cortisol beeinflussen die Talgdrüsen der Haut. Sie steigern die Talgproduktion und die Umwandlung von Testosteron. Bei Studierenden z.B. verschlimmerte sich in stressigen Phasen die Ausprägung ihrer Akne [2].
Verstärkende Faktoren für hormonell bedingte Akne
Weitere Faktoren können den Schweregrad der Akne verschlimmern oder zu Schüben führen. Stress oder eine entzündungsfördernde Ernährung können zu Entzündungen beitragen. Zytokine und Entzündungsfaktoren stehen eng in Verbindung mit Aknesymptomen [2]. Die Störung der Hautbarriere führt zu einem Teufelskreis aus Infektionen und Entzündungen. Schlafstörungen, verschiedene Medikamente, ein dysharmonisches Mikrobiom und ungünstige Hautpflege werden ebenfalls als Auslöser und Verstärker von adulter Akne diskutiert [3].
Wie funktioniert die Pille?
Die Pille wirkt durch kontinuierliche Zufuhr synthetischer Östrogene und Gestagene. Dies unterbindet die natürlichen Hormonschwankungen, verhindert Eizellreifung und Eisprung.
Es gibt verschiedene Arten von Pillen, die sich in der Zusammensetzung der Hormone unterscheiden.
Die Kombinationspille enthält beide Hormone: Östrogene verhindern den Eisprung, Gestagene erschweren das Eindringen von Spermien und die Einnistung einer befruchteten Eizelle. Die Minipille enthält nur Gestagene.
Zusätzlich haben einige Pillen eine antiandrogene Wirkung. Sie blockieren Androgenrezeptoren, besonders in der Haut, und erhöhen die Produktion von sexualhormonbindendem Globulin (SHBG), was die Wirkung männlicher Hormone reduziert.
Die konstant hohe Hormonkonzentration unterbricht die Kommunikation zwischen Eierstöcken und Gehirn, reduziert die Ausschüttung von FSH und LH und verhindert so die körpereigene Hormonproduktion. Dies führt zu einer sehr sicheren Empfängnisverhütung bei korrekter Anwendung.
Warum hilft Pille gegen Akne?
Nicht selten wird die Pille gegen Akne verschrieben, wenn nichts anderes hilft oder der Leidensdruck hoch ist. Tatsächlich wird sogar damit geworben, dass die Pille gegen Akne hilft und für schöne Haut sorgt. Das geht so weit, dass von "Schönheits-" oder "Hautpillen" gesprochen wird. Diese Produkte enthalten Gestagene mit einer besonders starken antiandrogenen Wirkung, z.B. Cyproteronacetat, die Akne und unerwünschte Körperbehaarung bei Frauen reduzieren können.
Die Pille wird bei hormoneller Akne verschrieben, da sie auf verschiedene Arten den Testosteronspiegel im Körper senkt:
- Regulation der Bioverfügbarkeit: Synthetische Östrogene und insbesondere „Ethinylestradiol” (in den meisten Pillen enthalten) erhöhen die Produktion von sexualhormonbindendem Globulin (SHBG) in der Leber um das 2-3fache. SHBG reguliert die Menge an freiem, biologisch aktivem Testosteron. Nur ungebundenes Testosteron (etwa 1-2%) kann in Zellen eindringen und an Rezeptoren binden.
- Blockieren des Testosteronstoffwechsels: Gestagene blockieren die Bildung von Testosteron in den Eierstöcken und den Nebennieren. Einige Sorten der Gestagene wirken extra antiandrogen, indem sie die Rezeptoren von Testosteron und DHT blockieren.
- Unterbrechen der Feedback-Mechanismen: Der SHBG-Spiegel beeinflusst die Testosteronsynthese. Ein hoher SHBG-Spiegel führt zu weniger freiem Testosteron, was die negative Rückkopplung unterdrückt und die Testosteronproduktion anregt. Die Zufuhr synthetischer Hormone unterdrückt diesen Mechanismus.
Die Pille gegen Akne - Eine gute Idee?
Wenn dein Leidensdruck sehr hoch ist, wirst du sicherlich die Anwendung der Pille gegen Akne in Betracht ziehen. Damit du eine gut informierte Entscheidung treffen kannst, möchten wir dir aufzeigen, welche Nebenwirkungen die Einnahme der Pille auf deinen Körper haben kann.
In einem zufällig ausgewähltem Beipackzettel einer viel verschriebenen Antibabypille haben wir 150 mögliche Nebenwirkungen gezählt. Dazu gehören u.a.:
- Förderung von Entzündungen. Entzündungen können zu verschiedenen anderen chronischen Erkrankungen führen, z.B. Schilddrüsenprobleme, Autoimmunerkrankungen, Insulinresistenz, neurologische Erkrankungen usw.
- Störung der Darmflora und Förderung von Entzündungen im Darm, die zu Leaky-Gut (durchlässiger Darm) führen können
- Schilddrüsenunterfunktion durch Beeinflussung des Stoffwechsels der Schilddrüsenhormone
- Insulinresistenz durch chronische Entzündungen, die wiederum Risikofaktor für Herzkrankheiten, Schlaganfall oder Krebs ist
- Thrombosen sind wohl die bekannteste Nebenwirkung
- Depressionen und andere psychische Probleme
- Kopfschmerzen
- Verminderung der Libido
Nicht als Nebenwirkung aufgezählt, aber Risikofaktor für viele der genannten ist der Nährstoffmangel, der durch die Einnahme der Pille verursacht werden kann. Die Pille erhöht den Bedarf an Vitamin C, den meisten B-Vitaminen, Vitamin D3, Magnesium, Mangan, Selen, Eisen, Jod und Zink.
Es lohnt sich, die möglichen Nebenwirkungen gut gegen die mögliche Verbesserung der Haut abzuwägen.
Warum verschlimmert sich Akne nach Absetzen der Pille?
Zusätzlich solltest du bedenken, dass deine Hautprobleme von der Pille nicht geheilt, sondern nur unterdrückt werden.
Nach Absetzen der Pille stoppt auch ihre antiandrogene Wirkung. Zum einen wird die Testosteronproduktion angekurbelt, gleichzeitig fällt die Unterdrückung der Kommunikation zwischen Gehirn und Eierstöcken durch die Pille weg. Die Folge ist der berüchtigte Androgen-Rebound, die überschießende Produktion von Testosteron nach Absetzen der Pille.
Zusätzlich hat die Pille eine Auswirkung auf den Insulinstoffwechsel und kann zu einer Insulinresistenz der Körperzellen führen. Erhöhte Insulinwerte regen in den Eierstöcken die Testosteronausschüttung an und hemmen die Bildung von SHBG. Dies kann dazu führen, dass mehr aktives Testosteron vorliegt.