Hormon- und Zykluswissen

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Frust wegen der Lust - Was ist Libido und wie kann sie beeinflusst werden?

Im letzten Blogbeitrag haben wir blumig davon gesprochen, dass die Lust manchmal dem Verstand im Weg steht und die Verhütung dann auch mal aus dem Fokus rückt (du erinnerst dich: UPSI...) und dass wir dann zum Glück die Pille danach haben. Und deshalb wollten wir es diesmal ganz genau wissen. Was ist denn das überhaupt, dieses sexuelle Verlangen, die Libido, die uns manchmal unseren gesunden Menschenverstand verlieren lässt?

Sexuelle Lust ist ein primäres Bedürfnis

Libido ist der lateinische Begriff für das Bedürfnis, die sexuelle Lust zu befriedigen. Und sexuelle Lust, das muss mal betont werden, ist ein primäres Bedürfnis. Das zeigt vielleicht, wie relevant dieses Thema sein sollte. Aber was müssen wir in unserer Recherche feststellen? Ist es gar nicht. Zumindest nicht, was die weibliche Lust angeht.

Denn scheinbar hat man sich sehr lange gar nicht mit der Libido bei Frauen beschäftigt. Überspitzt ausgedrückt: Die männliche Potenz, die war von jeher wichtig, denn schließlich schenkt sie ja Leben. Die muss funktionieren. Und die Frau? Die empfängt nur und muss ja nichts machen. Aber so einfach ist es ja nun wirklich nicht.

Ganz im Gegenteil, sexuelle Begierde ist nämlich sogar unheimlich komplex. Biologisch ist das sexuelle Verlangen durch Hormone gesteuert. Das wichtigste Hormon hierfür ist das Testosteron, das männliche Sexualhormon. Das ist evolutionsbiologisch durchaus sinnvoll, der Mann* soll durchgängig in der Lage sein, sein Erbgut weiterzugeben und das Überleben der Art zu sichern. Für die Frau* ist dies nicht dauerhaft notwendig, sie hat einen niedrigeren Testosteronspiegel. Dazu kommt das Östrogen. Zum Zeitpunkt des Eisprungs, da braucht es Lust, um eine Befruchtung wahrscheinlicher zu machen. Und dann folgt Schwangerschaft und Aufziehen der Kinder, da wäre Ablenkung durch sexuelles Verlangen eher kontraproduktiv.

Was beeinflusst die Libido?

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Aber so einfach ist es ja mit der Lust gar nicht, wie du sicherlich auch schon selbst erfahren hast. Warum haben manche Frauen* besonders große Lust während der Menstruation? Warum andere besonders während der Schwangerschaft? Warum manche nur im Urlaub? Und warum manche überhaupt gar nicht? Die weibliche Lust ist nicht gut erforscht, vieles wird vermutet. Klar ist, dass auch Hormone wie Dopamin und Oxytocin eine Rolle spielen. Unsere Dopaminspiegel sind besonders hoch, wenn wir frisch verliebt sind. Das erklärt auch, warum wir in dieser Zeit einfach nicht die Finger voneinander lassen können. Oxytocin ist das Kuschelhormon, dass u.a. durch Zärtlichkeit und Berührungen ausgeschüttet wird. Das ist auch der Grund, warum sexuelle Lust oft beim Kuscheln oder Knutschen entflammt. 

Und dann gibt es noch zahllose äußere Faktoren, die die Libido beeinflussen. Anspannung, Stress, Müdigkeit, psychische Probleme, schlechte Erfahrungen mit Sexualität, eine mangelnde sexuelle Aufklärung, Tabuisierung von Sexualität während der Kindheit - alle diese Faktoren steuern unsere Lust.

Wie viel Lust ist denn normal? 

Gerade weil es so viele verschiedene Faktoren gibt, ist es schwer zu sagen, wie viel Lust “normal” ist. Normal ist alles, was sich gut anfühlt und keinen Leidensdruck erzeugt. Und dieses Spektrum schwankt von Verlust der Libido bis hin zu übersteigerter Lust. Mediziner*innen sprechen von einer Libidostörung, wenn die Lust mindestens 6 Monate völlig verschwindet oder stark erhöht ist und - das ist ganz wichtig - die betroffene Person darunter leidet. Solche Problematiken können dann mit professioneller Hilfe angegangen werden, psychische oder organische Ursachen werden beleuchtet und therapiert.

Und wenn es sich nur um zeitweilige Unlust handelt? Auch die hat ihre Ursache. Damit es nicht zu einem unangenehmen Teufelskreis kommt, sollte offene Kommunikation mit dem*der Sexpartner*in das A und O sein. Einige störende Faktoren, wie beispielsweise Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Scheidentrockenheit, mangelnde Stimulation, besondere körperliche Bedürfnisse oder schlicht und ergreifend ein unangenehmer Körpergeruch, lassen sich dann vielleicht schon im Gespräch klären und lösen. Das Verschweigen von mangelnder Lust kann zu Ängsten in Bezug auf die Sexualität führen, (u.U. falsch verstandene) Ansprüche, Kritik oder Vorwürfe des*der Sexpartner*in können die Partnerschaft belasten und zu Vermeidungsverhalten führen. Ein Teufelskreis.

Hilfreich für die Libido ist es auch, wenn du deinen Körper und deine Sexualität gut kennst. Selbstbefriedigung kann dir helfen, dich und deine Vorlieben besser kennenzulernen. Du kannst selber ausprobieren, wo deine Schalter sind, was dich anmacht und was du dir wünschst. Mit so einem Selbstbewusstsein ist es auch viel leichter, diese Wünsche, aber auch eventuelle Ängste gegenüber zweiten (oder vielleicht auch dritten?) zu äußern. Beckenbodentraining kann den Geschlechtsverkehr für dich intensiver und damit auch lustvoller und befriedigender machen.

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Was kann ich essen, um meine Lust zu steigern?

Auf der Suche nach natürlichen Wegen, um die eigene Lust zu steigern, stolpert man über viele ominöse Mittelchen von Bibergeil bis Spanische Fliege. Von vielen von ihnen ist eine Wirksamkeit wohl eher mystisch belegt. Aber keine Angst, es gibt sie, die kleinen Helfer im Bett. Und was sollen wir sagen, Lust entsteht durch ein Zusammenspiel aus Hormonwirkung, mentaler Gesundheit und körperlicher Fitness - es läuft also wieder auf einen gesunden Lebensstil und eine vitalstoffreiche, gesunde Ernährung hinaus. 

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Es wurden verschiedene Nährstoffe identifiziert, die sich positiv auf die Sexualität und Fruchtbarkeit auswirken. Das sind z.B. ungesättigte Fettsäuren, pflanzliche Proteine, Antioxidantien, verschiedene Aminosäuren, B-Vitamine und Zink. Und so ist es auch gar nicht mehr so verwunderlich, warum pflanzliche Lebensmittel wie Granatapfel, Erdbeeren, Spargel, Kakao oder auch tierische wie Austern oder Lachs als aphrodisierend gelten. Sie alle enthalten die oben genannten Nährstoffe in höheren Mengen. Andere Lebensmittel wie Kandierte Früchte, Kirschen oder Schlagsahne gelten einfach als sinnlich und das ist natürlich nicht unerheblich, da der Kopf bei der Lust eine große Rolle spielt.

Was sich eher nachteilig auf die Sexualität auswirkt, sind eine nährstoffarme Ernährung, Transfettsäuren und tierische Proteine.

Liebeskräuter und Aphrodisiaka 

Auch verschiedene Heilpflanzen sollen die Libido steigern. Sie wirken durchblutungssteigernd (vor allem im Genitalbereich), haben eine Wirkung auf das zentrale Nervensystem und auf den Hormonhaushalt, wirken entkrampfend, stimmungsaufhellend, angstlösend, entspannend oder sie sind einfach besonders nährstoffreich. 

Potentielle Kräuter zur Luststeigerung sind:

Brennnessel (hier vor allem die Samen), Johanniskraut (Achtung: hat eine Wechselwirkung mit der Pille), Frauenmantel, Beifuß, Lavendel, Petersilie, Basilikum, Ringelblume, Hafer, Liebstöckl, Yams, Mönchspfeffer, Maca, Muskat, Ginseng, Yohimbin

Da die Entstehung von Lust ein sehr komplexes körperliches Geschehen ist, in welches außerdem viele äußere Faktoren reinspielen, gibt es kein Zauberkraut, dass die Lust eben mal so anknipst. Für viele der Pflanzen ist die Wirkung nicht einmal belegt, sondern eher in der Volksmedizin anzusiedeln. Aber für einige Mittel, wie beispielsweise Ginseng oder Yohimbin gibt es mittlerweile eine gute Datenlage für die potenzsteigernde Wirkung.

Was ist ein Aphrodisiakum? Als aphrodisierend werden Substanzen bezeichnet, die sich spezifisch auf die Libido, das Lustempfinden oder auf die Geschlechtsorgane auswirken. Sie wirken reizend und anregend. Benannt sind sie nach der griechischen Göttin der Schönheit und Liebe: Aphrodite.

Alkohol und Libido: “It provokes the desire, but it takes away the performance”

Noch ein abschließender Gedanke zu Alkohol als Aphrodisiakum, weil man Wein oft in solchen Listen findet:

Alkohol kann natürlich die Stimmung lockern und Hemmungen abbauen. Das ist für den*die einen angenehm, für den*die andere gefährlich. Situationen können so auch unübersichtlich werden und es können Dinge passieren, mit denen man in nüchternem Zustand nicht einverstanden gewesen wäre. Also sollte Alkohol maximal mit vertrautem Partner/vertrauter Partnerin eine Rolle beim Liebesspiel bekommen. Und wie schrieb schon Shakespear in seinem Macbeth über Alkohol: “[...] it provokes the desire, but it takes away the performance.” Also, vielleicht doch lieber weglassen.

Quellen:
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/sexualstoerungen/, abgerufen am 29.10.21
Wrobel B, Karasek M; Human sexuality and sex steroids; Neuroendocrinol Lett 2008;29(1):3-10
Silva T. et al; Food with Influence in the Sexual and Reproductive Health; Curr Pharm Biotechnol. 2019;20(2):114-122
Shamloul R; Natural Aphrodisiacs; J Sex Med. 2010 Jan;7(1 Pt 1):39-49.