Dass du dich mit deinem Hormonhaushalt auskennst ist fast genauso wichtig, wie ein gut balancierter Hormonhaushalt selber. Unsere lieben Hormone haben ihre Finger nämlich in unzähligen Prozessen im Spiel. Und nicht selten wird ein Symptom lange oder gar nicht mit einem Hormonungleichgewicht in Verbindung gebracht. Unfruchtbarkeit, Scheidentrockenheit, Harnwegsinfekte, Pilzinfektion, Schlafstörungen, Hitzewallungen, Augenkrankheiten oder Typ 2 Diabetes - nicht alle dieser Beschwerden rufen gleich “Wir sind Östrogenmangel Symptome”. Sind sie aber und deshalb werfen wir jetzt einen genaueren Blick auf Östrogenmangel und seine Auswirkungen.
Inhalt:
Östrogenmangel durch Ernährung und Körpergewicht
Östrogenmangel durch Wechseljahre
Östrogenmangel durch die Pille
Organische Ursachen von ÖStrogenmangel
Was ist Östrogen und welche Funktion hat Östrogen?
Tatsächlich finden sich im Körper vier unterschiedliche Formen von Östrogenen. Gebildet werden diese hauptsächlich in den Eierstöcken und zu einem kleinen Teil auch in der Nebennierenrinde und dem Fettgewebe.
Die wichtigste Rolle der Östrogene ist die als Sexualhormon. Die Geschlechtsreifung der als weiblich gelesenen Merkmale, die Entwicklung eines Periodenzyklus sowie die Aufrechterhaltung dieses Zykluses durch die monatliche Reifung von Eizellen in den Eierstöcken, der zyklusabhängigen Regeneration von Gebärmutterschleimhaut und die Bildung von Zervixschleim sind hierbei die größten Aufgabenfelder.

Gut zu wissen: Auch im männlichen Zyklus spielen Östrogene eine Rolle. Hier sind sie an der Regulierung verschiedener Stoffwechselprozesse beteiligt.
Neben der Funktion im Fortpflanzungssystem haben die Östrogene eine Vielzahl von Aufgaben im Stoffwechsel. Sie haben einen Einfluss auf das Immunsystem und regulieren die Aktivität einiger Immunzellen. Sie haben Einfluss auf den Kalziumstoffwechsel und sind am Aufbau und Erhalt der Knochensubstanz beteiligt. Auch auf die Wundheilung und die Hautalterung sowie auf den Fettstoffwechsel und den Wasserhaushalt wirken sich Östrogene aus. Dementsprechend vielfältig sind Symptome.
Mögliche Symptome eines Östrogenmangels:
- Unfruchtbarkeit
- Zyklusunregelmäßigkeiten, Zwischenblutungen
- Scheidentrockenheit
- verringerte Libido
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- häufige Harnwegsinfekte
- trockene Haut oder Haare
- Schlafstörungen
- Hitzewallungen, Nachtschweiß
- reduzierte Konzentration und Merkfähigkeit
- Erschöpfung
- Stimmungsschwankungen
- Osteoporose
- metabolische Erkrankungen wie Mehrgewicht, Insulinsresistenz oder Diabetes Typ 2
- Augenprobleme
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Welche Ursachen hat ein Östrogenmangel?
Neben organischen Ursachen für Östrogenmangel und dem physiologischen Östrogenmangel zu bestimmten Lebensabschnitten, gibt es einige Lebensstilfaktoren wie Ernährung und exzessiver Sport, die einen Östrogenmangel begünstigen können.
Mögliche Ursachen für Östrogenmangel
- Unter- oder Mangelernährung
- Exzessiver Sport
- Antibabypille
- Wechseljahre, Postmenopause
- vorübergehend nach Schwangerschaft
- fehlende Eierstöcke oder Funktionsstörungen dieser
- Nebenniereninsuffizienz oder -ermüdung duch chronischen Stress
Östrogenmangel durch Ernährung und Körpergewicht
Östrogene werden nicht nur in den Eierstöcken, sondern auch im Fettgewebe und der Nebenniere gebildet. Eine Unter- oder Mangelernährung führt nicht nur zur drastischen Abnahme von Körperfett, sondern kann durch Nährstoffmangel auch die Funktion der Organe beeinflussen. Zusätzlich stellt Nahrungs- und Nährstoffknappheit einen starken Stressreiz dar. Das führt unter anderem dazu, dass eine mögliche Schwangerschaft durch die Verringerung der Hormonproduktion verhindert wird, da weder Energie noch Nährstoffe für die Versorgung von Mutter und Kind ausreichen würden und so lebensbedrohlich sein könnten. Ähnliche Effekte hat exzessiver Sport, der oft mit dem Verlust von Körperfett einhergeht und außerdem einen Stressor darstellt.
Östrogenmangel ist eine natürlich Folge der Wechseljahre
Die meisten Erkenntnisse zu Östrogenmangel kommen aus Studien mit Menschen in den Wechseljahren und der Postmenopause. Die Eierstöcke stellen während der Wechseljahre zunehmend ihre Funktion ein. Dadurch sinkt der Östrogenspiegel kontinuierlich und es kommt zu einem physiologischen Östrogenmangel. Klassische Begleiterscheinungen des Östrogenmangels in den Wechseljahren sind z.B. Hitzewallungen, Schlafstörungen, Depression oder Scheidentrockenheit. Außerdem begünstigt der abnehmende Östrogenspiegel in dieser Zeit u.a. die Entstehung von Osteoporose, Augenerkrankungen und Mehrgewicht.
Ähnliche Symptome bringt die operative Entfernung der Eierstöcke mit sich. Dadurch fällt der Organismus sozusagen in verfrühte Wechseljahre.
Gut zu wissen - Pubertas tarda: Unter Pubertas tarda versteht man das verzögerte Einsetzen der Pubertät. Ursachen für Pubertas tarda sind neben Grunderkrankungen z.B. Hochleistungssport im Kindesalter, eine Mangel- und/oder Unterernährung oder eine Nebenniereninsuffizienz. Der Östrogenmangel hat zur Folge, dass die Pubertät verzögert eintritt: eine Regelblutung beginnt nicht selten erst mit 18 Jahren, die Ausbildung der Geschlechtsmerkmale ist stark verzögert. Ein ärztliches Beratungsgespräch kann bei Verdacht Abhilfe schaffen.
Östrogenmangel durch die Antibabypille
Anders verhält es sich mit Frauen in den Wechseljahren. Hier kann eine Hormonersatztherapie unter Umständen sinnvoll sein. Die Risiko-Nutzen-Abwägung sollte sorgfältig mit einem Arzt/einer Ärztin besprochen werden, denn es gibt viele Risikofaktoren.
Östrogenmangel durch organische Ursachen
Die Ursache für Östrogenmangel können verschiedene Grunderkrankungen wie eine Fehlentwicklung oder eingeschränkte Funktion der Eierstöcke sein. Auch eine Gelbkörperschwäche hat Einfluss auf den Östrogenhaushalt. Bei einer Nebenniereninsuffizienz wird zu wenig DHEA, der Vorläufer des Östrogens, gebildet. Eine Nebenniereninsuffizienz kann angeboren sein. Es wird aber der Verdacht immer lauter, dass auch chronischer Stress zur Ermüdung und somit zu einer reduzierten Funktion der Nebennieren führt!
Was hilft bei Östrogenmangel?
Um einen Östrogenmangel zu beheben, solltest du die Ursache kennen.
Ist der Östrogenmangel durch Grunderkrankungen verursacht, solltest du eine ärztliche Therapie in Anspruch nehmen.
Östrogenmangel kann jedoch auch durch einen ungünstigen Lebensstil bedingt sein. Hier gilt es wie immer: Stress raus, gesunde Ernährung rein.

Stress reduzieren und für Ausgleich sorgen
Dauerhafter Stress belastet die Nebennieren, da diese für die Stressreaktion und -regulation verantwortlich sind. Gönne dir also immer wieder bewusste Auszeiten und eine strukturierte Tagesplanung. Meditation, Yoga und andere sanfte und achtsame Übungsmethoden fahren dein Stresslevel runter und stärken deinen Körper auf eine sanfte Weise. Sport kann ein guter Ausgleich sein, solange er dich nicht zusätzlich aufregt, wie das beispielsweise bei Wettkampfsport oder exzessivem Lauf- und Kraftsport sein kann. Besser eignen sich Ausdauersportarten oder regelmäßige körperliche Bewegung. Wenn du in stressigen Lebensumständen lebst, scheue dich nicht Hilfe zu erbitten und erinnere dich regelmäßig daran: Niemand muss alles können, du gibst genau das, was du kannst und so ist es gut!
Frische ausgewogene Ernährung
Zusätzlich kannst du deinen Körper durch eine gesunde, frische Ernährung unterstützen. Kreuzblütler wie Kohl, Kresse, Senf, Rettich etc. können den Östrogenhaushalt unterstützen. Samen und Saaten (vor allem Leinsamen) enthalten Lignane, die ebenfalls einen Einfluss auf das Hormongleichgewicht haben. Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, Nüsse und Hülsenfrüchte sind reich an langkettigen Kohlenhydraten und Ballaststoffen, die den Blutzucker und das Sättigungsgefühl regulieren. Pflanzliche, unverarbeitete Lebensmittel haben einen vorteilhaften Einfluss auf die Darmflora und das Immunsystem und können den Körper so in der Infektabwehr unterstützen.
Alkohol, Tabak und Co. meiden
Hochverarbeitete Lebensmittel, raffinierter Zucker, ungesättigte Fettsäuren aus tierischen Lebensmitteln, Alkohol, Zigaretten und andere Genussmittel belasten besonders die Leber und die Nebennieren sehr. Der Konsum sollte also möglichst weit reduziert werden.
Nahrungsergänzung aus der Natur
Einige Pflanzen haben einen Einfluss auf den Östrogenhaushalt und eignen sich daher als Nahrungsergänzung. Oft werden bei Beschwerden rund um den Östrogenhaushalt Mönchspfeffer und in den Wechseljahren besonders Traubensilberkerze eingesetzt. Auch Yamswurzel, Rotklee, Schafgarbe und Frauenmantel sind klassische Frauenkräuter, die deinen Hormonhaushalt unterstützen können. Diese gibt es als Nahrungsergänzungsmittel oder als Tee.
Schnelle Hilfe gegen Symptome
Sind die Beschwerden schon da, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die Symptome zu lindern. So kann z.B. Johanniskraut gegen depressive Verstimmung helfen. Melatonin lindert Schlafbeschwerden und ist mittlerweile in Tropfenform frei erhältlich. Salben oder Zäpfchen mit Östrogenen wirken lokal und können so Scheidentrockenheit und Juckreiz lindern. Leidest du im Zuge des Östrogenmangels an trockenen Augen, hilft auch hier eine Augensalbe. Vitamin D und Calcium-Supplementation können das Risiko für Osteoporose reduzieren. Besprich die für dich richtige Dosis mit einem Arzt/ einer Ärztin.
Bei häufigen Infektionen des Urogenitalbereiches wie Harnwegsinfekten, Pilzinfekten oder Vaginosen bieten einige gynäkologische Praxen die sogenannte vulvovaginale Lasertherapie an. Diese soll die Abwehrkräfte der Schleimhaut stärken. Hole dir dazu gern ärztlichen Rat ein.