Wechseljahre - Wir Menschen mit Gebärmutter wissen, dass wir da irgendwann durch müssen, aber so richtig beschäftigen möchten wir uns damit erst mal nicht, oder? Die Wechseljahre, das ist doch ein Problem, was unsere Mütter betrifft. Aber wusstest du, dass es durchaus sein kann, dass du schon mit 40 Wechseljahresbeschwerden bekommen kannst? Und 40 ist doch irgendwie das neue 30, also gar nicht so weit weg, oder? Lass uns also gemeinsam mal einen Blick auf diese Zeit werfen. Und auch wenn du schon in den Wechseljahren steckst, kannst du vielleicht noch das eine oder andere lernen und diese wichtige Zeit mit anderen Augen betrachten.
Was sind die Wechseljahre?
In den Wechseljahren wechseln weibliche Personen von der fruchtbaren Zeit, in der sie Kinder empfangen können, in die Zeit ohne Menstruationszyklus. Genetisch ist diese Veränderung in der Regel zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr festgelegt, kann aber durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Der Wechsel wird maßgeblich verursacht durch die Eierstöcke, die ihre Funktion reduzieren und letztendlich einstellen. Ursächlich ist die bereits bei der Geburt festgelegte Anzahl von reifungsfähigen Eizellen - gehen die aus, verlieren vereinfacht gesagt auch die Eierstöcke ihre Funktion und ein Menstruationszyklus ist nicht mehr nötig und durch fehlende Hormone nicht mehr möglich. Alles ganz normal also, aber trotzdem leider irgendwie doch stigmatisiert und sehr sehr häufig verbunden mit Wechseljahresbeschwerden.
Wann beginnen die Wechseljahre?
Im Schnitt haben weibliche Personen mit 51 Jahren ihre Menopause. Bevor diese eintritt, durchlaufen sie die Prämenopause und die Perimenopause (menopausaler Übergang). Wie lang Prä- und Perimenopause letztendlich sind, ist unterschiedlich. Allgemein wird gesagt, dass die Eierstöcke ab Mite 30 etwa ihre Funktion zurückfahren und dass es etwa 10 Jahre vor der Menopause zu einem deutlich messbaren Abfall der Follikelzahl und verbundener Hormone kommt [2]. Dabei ist es übrigens auch möglich, dass du bereits mit 40 oder erst mit 60 deine Menopause hast. Solltest du Symptome haben, die dich verunsichern, kannst du gynäkologisch abklären lassen, ob es sich vielleicht bereits um Wechseljahresbeschwerden handelt.
Früher in den Wechseljahren durch Rauchen?
Der Eintritt der Wechseljahre ist genetisch angelegt und ändert sich im Gegensatz zum Eintritt der Menarche (der ersten Regelblutung während der Pubertät) kaum. Dennoch gibt es Faktoren, die den Zeitpunkt der Wechseljahre beeinflussen. So spielen ethnische Faktoren eine Rolle, indische Frauen zum Beispiel kommen früher in die Wechseljahre. Auch für sozioökonomische Faktoren (Faktoren, die in Zusammenhang mit den finanziellen und sozialen Umständen stehen, z.B. Bildung) konnte man einen Zusammenhang zum Eintritt der Wechseljahre herstellen. Nicht verwunderlich ist, dass Zellgifte wie Alkohol und Rauchen die ovarielle Reserve, sprich die Fruchtbarkeit, verringern [1].
Wie erkenne ich, ob ich in den Wechseljahren bin?
Der Schritt in den unfruchtbaren Lebensabschnitt ist kein plötzlicher. Vielmehr vollzieht der Körper einen - wie es der Name ja auch sagt - Wechsel, der sich über Jahre erstreckt. Für eine Einordnung wurden Phasen und Zeitpunkte festgelegt, die besondere Kennzeichen aufweisen und anhand derer du einschätzen kannst, wo in deinem Lebenszyklus du dich gerade befindest.
Phasen des reproduktiven Lebenszyklus von Frauen
Menarche und reproduktive Phase
Die reproduktive Phase (Prämenopause) beginnt mit der Menarche, der ersten Regelblutung im Leben einer weiblichen Person. Dieser gliedert sich in eine frühe, maximale und späte Phase. In der frühen Phase ist die Menstruation noch variabel und wird immer regelmäßiger. Tritt sie monatlich regelmäßig auf, befindest du dich in der maximalen reproduktiven Phase. Diese geht über in die späte reproduktive Phase, in der es zu ganz leichten Unregelmäßigkeiten in Zykluslänge und Blutvolumen kommt.
Menopausaler Übergang (Wechseljahre) und Menopause
Mit dem menopausalen Übergang tritt die Frau* in die frühe Perimenopause ein. Erkennen kannst du diese Phase daran, dass dein Zyklus unregelmäßiger wird und es über einen Zeitraum von 10 Zyklen zwischen den einzelnen Zyklen zu Verschiebungen von mindestens 7 Tagen kommt. In der späten Perimenopause werden die Zyklen immer länger - sie können über 60 Tage dauern. Schließlich kommt es am Ende dieser Phase zur Menopause.
Die Menopause wird im Rückblick bestimmt. Ihr Zeitpunkt wird festgelegt, wenn über 12 Monate keine Periodenblutung mehr erfolgte - die allerletzte stattgefundene Periode ist die sogenannte Menopause. Die Menopause ist somit ein Zeitpunkt, keine Phase.
Postmenopause
Was fälschlicherweise oft als Menopause bezeichnet wird, ist tatsächlich die Postmenopause - also die Phase, die sich an die Menopause, die letzte Periodenblutung, anschließt. Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass keine Periodenblutungen mehr stattfinden.
Oft werden die Begrifflichkeiten etwas durcheinander gebracht. Die Wechseljahre sind nicht die Menopause, sondern die Zeit vor und nach ebendieser. Ein anderer Begriff für Wechseljahre ist Klimakterium.
Habe ich etwa Wechseljahresbeschwerden?
Hitzewallungen, Schweißausbrüche, ungewollte Gewichtszunahmen - du hast das Gefühl, du könntest dich in den Wechseljahren befinden und unter den typischen Wechseljahresbeschwerden leiden? Vielleicht steht auch ein unerfüllter Kinderwunsch im Raum? Dann lohnt es sich, die Symptome gynäkologisch abklären zu lassen. Denn tatsächlich lassen sich diese Beschwerden gut behandeln durch Lebensstilanpassungen, Ernährung, pflanzliche Heilmittel und im Zweifel auch Medikamente.
Es ist möglich, den Status deiner ovariellen Reserve - und damit deine Follikelzahl und die Fruchtbarkeit - hormonell zu bestimmen. Dafür wird das Anti-Müller-Hormon (AMH) bestimmt. Das AMH wird bei geschlechtsreifen Frauen in den Granulosazellen der Eierstöcke gebildet. Diese Zellen umgeben die reifenden Follikel, aus denen befruchtungsfähige Eizellen springen können. Umso weniger AMH sich um Blut befindet, desto weniger Follikel liegen im Eierstock vor - ein Zeichen für die nahende Menopause. Ergänzt wird die Blutuntersuchung durch die Bestimmung von Inhibin B, Östradiol und FSH. Der Zeitpunkt der Menopause kann so abgeschätzt und eventuelle Wechseljahresbeschwerden behandelt werden [2].
Was sind die häufigsten Wechseljahresbeschwerden?
Es gibt eine Vielzahl von Wechseljahresbeschwerden, die auftreten können. Die, von denen man am häufigsten hört, sind diesmal tatsächlich auch die, die am häufigsten auftreten: Etwa 75% der Frauen klagen über Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Verschlimmert werden diese Beschwerden durch Mehrgewicht, Nikotinkonsum, Depressionen und Alkoholkonsum.
Durch den Östrogenmangel, der mit den späteren Wechseljahren einhergeht, treten unangenehmen Beschwerden wie vaginale Trockenheit - und dadurch Schmerzen beim Sex und Libidoverlust - sowie Blasenbeschwerden auf. Viele Frauen klagen über Reizblase, eine erschwerte oder schmerzhafte Entleerung der Blase oder häufige Harnwegsinfekte.
Mehr als jede dritte Person (37%) in den Wechseljahren klagt über Schlafstörungen und dadurch verursachte Müdigkeit und Stimmungsschwankungen. Tatsächlich haben weibliche Personen in der Perimenopause ein 2-4-fach höheres Risiko für depressive Verstimmungen und ein höheres Risiko für das Auftreten von Depressionen.
Da die Dauer der Wechseljahre variabel ist, ist auch die Dauer der auftretenden Symptome unterschiedlich: während einige Personen wenige Jahre darunter leiden, kann es bei anderen bis zu 15 Jahre lang zu Wechseljahresbeschwerden kommen [2].
Wie werden Wechseljahresbeschwerden behandelt?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Stärke der Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Einige Beschwerden können durch eine angepasste Lebensführung eventuell stark reduziert werden, komplett beschwerdefrei sind jedoch die wenigsten Frauen*.
Weit verbreitet ist nach kontroversen Diskussionen mittlerweile wieder die Hormonersatztherapie. Ursprünglich als Wundermittel für Wechseljahresbeschwerden eingesetzt, hat sich die Begeisterung durch erhebliche Nebenwirkungen schnell wieder abgekühlt. Mittlerweile weiß man, dass die Hormonersatztherapie (HT) nach kritischer Abwägung von Nutzen und Risiko und dem Ausschluss möglicher Risikofaktoren eine sichere Behandlungsmethode ist. Besonders die gefürchtete Osteoporose, die in den Wechseljahren durch den Mangel an Geschlechtshormonen bei Frauen häufig auftritt, kann durch die Hormonersatztherapie aufgehalten werden [3, 4].
Möchtest du keine Hormone einsetzen oder ist die HT aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich für dich, gibt es verschiedene pflanzliche oder nahrungsergänzende Wirkstoffe, die die Beschwerden lindern. Am bekanntesten sind wohl die Traubensilberkerze und Phytoöstroene aus Rotklee oder Soja (Sojaisoflavone) [2].
Lokal angewandte Östrogencremes oder Phytoöstrogencremes können bei Scheidentrockenheit oder auch Reizblase unterstützen.
Bei Wechseljahresbeschwerden wie Depressionen, Angst, anderen psychischen Beschwerden sowie Effekten, die sich auf die Blutgefäße auswirken, haben sich Curcumin, ein Wirkstoff aus Kurkuma, und Vitamin E als hilfreich gezeigt. Sie reduzieren oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen und erhöhen das antioxidative Potential. [5]
Generell können durch Anwendungen wie Hormon-Yoga, Hypnose, Meditation, Entspannungsübungen, kognitive Verhaltenstherapie und Reflexzonenmassage Beschwerden gelindert und die Lebensqualität gesteigert werden [2].