Die “normale” Periode
Die physiologisch als “normal” geltende Periode durchläuft jeden Monat die gleichen Zyklen. Dadurch ergeben sich bestimmte Zeiten, in denen man von einem unauffälligen - normalen - Menstruationszyklus spricht.
Desquamationsphase: Alles beginnt am 1. Tag mit dem Beginn der Menstruation. Durch einen Mangel an Progesteron wird die in den vorangegangenen Wochen aufgebaute Gebärmutterschleimhaut, die dazu dienen sollte, eine befruchtete Eizelle aufzunehmen, abgestoßen. Dies dauert im Modell bis zum 4. Zyklustag.
Proliferationsphase: Ab dem 5. Zyklustag bewirkt das Hormon FSH, dass im Eierstock ein Follikel mit Eizelle heranreift. Die Gebärmutterschleimhaut regeneriert unter dem Einfluss von Östrogen. Zwischen dem 12. und 14. Tag sinkt das Östrogenlevel, FSH- und LH-Spiegel steigen an und die Eizelle wandert in den Eileiter - der sogenannte “Eisprung” findet statt. Im Eileiter wartet die Eizelle nun mehr oder weniger geduldig auf eine Befruchtung durch eine männliche Samenzelle. Aber lange lässt sie sich nicht bitten, die Eizelle, und so stirbt sie nach 24h schon ab, wenn keine Befruchtung erfolgte.
Die Zeit bis zum Eisprung, der Ovulation, nennt man auch “Follikelphase”, da sich hier alles um die Bereitstellung einer funktionstüchtigen Eizelle dreht.
Sekretionsphase: In freudiger Erwartung auf eine Schwangerschaft bereitet der Körper nun ab dem 15. Zyklustag alles vor, um es einer potentiell befruchteten Eizelle ganz gemütlich zu machen. Die ehemalige Hülle der Eizelle wird zum Gelbkörper. Das Hormon LH bewirkt am Gelbkörper die Bildung von Progesteron. Dadurch verdickt sich die Gebärmutterschleimhaut, um der Eizelle ein sicheres Einnisten zu ermöglichen.
Ischämische Phase: Wurde die Eizelle nicht befruchtet, stellt der Gelbkörper um den 25. Zyklustag seine Funktion ein. Dadurch sinkt der Progesteronspiegel und die Versorgung der Gebärmutterschleimhaut wird eingestellt. Es kommt zu mangelnder Durchblutung (=Ischämie), die dann in der Abstoßung der Schleimhaut gipfelt - ein neuer Zyklus startet.
In Sekretions- und Ischämischer Phase hängt alles irgendwie vom Gelbkörper, dem “Corpus luteum”, ab. Deshalb nennt man diesen Zyklusabschnitt auch Lutealphase.
Und danach kann man also die Uhr stellen?
Nein, eben nicht. Denn was in der Theorie ganz einfach klingt, ist in der Praxis von Frau* zu Frau* unterschiedlich und kann sogar von Monat zu Monat leicht variieren. Im Modellzyklus wird eine Dauer von 28. Tagen angenommen. Tatsächlich haben die meisten Frauen* einen Zyklus von 27 Tagen, aber auch eine Länge von 25 - 35 Tagen wird als “normal” eingestuft. 5% der Frauen* haben sogar einen Zyklus länger als 35 Tage. Du merkst schon, pauschalisieren lässt sich hier erst mal gar nichts. Sogar Schwankungen in der Zykluslänge innerhalb eines Jahres sind völlig normal, bei etwa 60% der Frauen* ist dies mehr als eine Woche. Wachsam solltest du werden, wenn deine Menstruation regelmäßig länger als 5 - 7 Tage dauert. In diesem Fall spricht man von einer Menorrhagie.
Gut zu wissen: Die Dauer der einzelnen Phasen ist sehr individuell. Das pauschale Festlegen von fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen ist also ziemlich gefährlich und sollte nicht als Verhütungsmethode dienen.
1,5 Schnapsgläser pro Woche
Das ist keine Empfehlung, Alkohol zu trinken. Das ist die durchschnittliche Menge Blut, die ein menstruierender Mensch während der Menstruation verliert, insgesamt ungefähr 60 ml. Diese Menge fließt nicht kontinuierlich - an manchen Tagen, meist zu Beginn, ist die Blutung stärker, zum Ende hin nimmt sie meist ab und auch die Tageszeit nimmt Einfluss auf die Blutungsstärke.
Problematisch wird es, wenn die menstruierende Person regelmäßig insgesamt mehr als 80 ml Blut verliert. Dann spricht man medizinisch von einer Hypermenorrhoe (auch engl. Heavy bleeding). Durch diesen Zustand geht dem Körper sehr viel Blut verloren und mit dem Blut das Eisen. Ein Eisenmangel entsteht. Bei Eisenmangel kann es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen, einer sogenannten Eisenmangelanämie, kommen. Diese hat eine Unterversorgung der Gewebe mit Sauerstoff zur Folge, es resultieren Müdigkeit, Schwäche, Blässe, kalte Hände und Füße, bei sehr starker Anämie sogar Atemnot und Herzrasen.
Checkliste “Habe ich eine zu starke Blutung?”
(Folgende Symptome können auf eine Hypermenorrhoe hinweisen):
Heavy bleeding und Schmerzen
Neben dem erhöhten Blutverlust, der durch das häufige Wechseln von Menstruationsartikeln, der ständigen Sorge “auszulaufen” und den Begleiterscheinungen wie Kreislaufstörungen schon unangenehm genug sein kann, geht die Hypermenorrhoe oftmals einher mit starken Schmerzen und Krämpfen im Unterleib. Dies kann verschiedene Ursachen haben.
Bei einigen Menstruierenden ist eine sehr starke Blutung seit der Pubertät vorhanden. Bei anderen kann sie jedoch Zeichen von gutartigen Veränderungen in der Gebärmutterschleimhaut (Polypen oder Myome) sein, mit der Verwendung der Spirale einhergehen oder durch Hormonschwankungen verursacht werden. Eine Endometriose ist oft begleitet von starken Blutungen und sehr starken Schmerzen.
Auch eine Östrogendominanz, wie sie beispielsweise durch die Verwendung der Anti-Baby-Pille verursacht wird, kann zu unnatürlich starken und sehr schmerzhaften Regelblutungen führen (Was sonst noch so zu einer Östrogendominanz führen kann und wie du sie vermeiden kannst, haben wir dir in einem früheren Artikel zusammengefasst).
Nein, nein und nochmals nein!
Also, nein, eine “normale” Menstruation sollte nicht mit starken Schmerzen einhergehen und die Blutung sollte auch nicht unnatürlich stark sein! Wenn du das Gefühl hast, dass deine Schmerzen, die Blutmenge oder die Blutungsdauer unnatürlich sind, dann scheue dich nicht, dies bei einem Arzt/ einer Ärztin abklären zu lassen und lass dich nicht abwimmeln. Einige der Ursachen benötigen medizinisches Eingreifen. Andere, wie beispielsweise die Östrogendominanz, kannst du selber langfristig unterstützend behandeln, indem du beispielsweise die Pille absetzt, auf endokrine Disruptoren in Kosmetik und Gebrauchsgegenständen achtest, dich gesund ernährst, Zigaretten und Alkohol meidest und auf einen körperlich aktiven Alltag Wert legst. Auch die Stärkung deiner Leberfunktion kann hilfreich beim Abbau von zu viel Östrogen sein. Du solltest das aber auf jeden Fall abklären lassen, da die Ursachen vielfältig sind und jeweils eine andere Therapie erfordern.
Schnelle Hilfe bei starken Periodenschmerzen:
- Wärme: eine Wärmflasche, ein Kirschkernkissen oder ein warmes Bad helfen dabei, die Gebärmutter zu entkrampfen
- Tee: viele Heilkräuter wie Kamille, Frauenmantel oder Salbei haben krampflösende Wirkung. Schafgarbe kann sogar zu einer Reduktion der Blutung führen. Brennnessel unterstützt die Blutbildung.
- CBD: vielen Frauen helfen CBD-Tropfen mit ihrer entkrampfenden und beruhigenden Wirkung
- Ruhe: Stress (zu dem auch Schmerz gehört), verstärkt die Symptome. Es spricht wenig dagegen, sich eine Auszeit zu nehmen. In manchen Ländern werden mittlerweile sogar extra Krankheitstage für die Menstruation eingeführt.
- Massage: Massagen können ebenfalls krampflösend wirken, vor allem wenn sie mit beruhigenden Ölen wie Kamille oder Lavendel durchgeführt werden.
- Akupressur: Verschiedene Druckpunkte können Schmerzen lindern und sogar die Blutungsstärke regulieren. Selbsthilfe-Apps wie die Luna-App helfen dir mit Anleitungen zur Akupressur deine Beschwerden zu lindern
- Verzicht auf Alkohol und Zigaretten: Giftstoffe stressen den Körper, die Leber und bringen den Hormonhaushalt zusätzlich durcheinander.
- Magnesiumreiche Lebensmittel: Magnesium hilft gegen Krämpfe und steckt in vielen pflanzlichen Lebensmitteln wie Nüssen, Vollkorngetreide, Saaten und - wissen die Sportler*innen - in Bananen.
- Transkutane elektrische Nerven-Stimulation: TENS-Geräte werden mit Elektroden auf dem Unterleib angebracht und verhindern so kurzfristig die Weiterleitung der Schmerzsignale an das Gehirn.
- Sex: Ja, auch während der Menstruation, denn der Orgasmus sorgt für Ausschüttung körpereigener Schmerzmittel (Endorphine) und hat entkrampfende Wirkung. Natürlich nur, wenn du dich damit wohlfühlst und die Beschwerden nicht zu stark sind.
- Wenn es gar nicht anders geht: entkrampfende Schmerztabletten. Hier wirst du in der Apotheke fachkundig beraten.