Was ist androgenetische Alopezie?
Androgenetische Alopezie ist der medizinische Ausdruck für Haarausfall durch einen Androgenüberschuss oder eine Überempfindlichkeit gegenüber Testosteron und seinen Stoffwechselprodukten. Etwa 90% der Fälle von Haarausfall bei Frauen* sind auf die androgenetische Alopezie zurückzuführen. Etwa 30% der weiblich gelesenen Menschen haben bis zu ihrem 50sten Lebensjahr mal mit dieser Form des Haarausfalls zu tun gehabt.
Was passiert bei hormonell bedingtem Haarausfall?
Dabei ist androgenetische Alopezie, wie der Name schon sagt, in den meisten Fällen genetisch vorprogrammiert. Die Haarfollikel der Terminalhaare (lies hier nach, was der Unterschied zwischen Terminal- und Vellushaar ist) sind extrem empfindlich gegenüber DHT, einem Stoffwechselprodukt des Testosterons, das am Haarfollikel direkt durch ein Enzym aus Testosteron gebildet wird. Ist die Haarwurzel genetisch bedingt sehr empfindlich gegenüber DHT, so verkürzt sich die Anagenphase des Haares - die Lebensdauer des Haares ist verkürzt und so dünnt das Haar aus, das Terminalhaar wird zu Vellushaar.
Statt dass nach der Telogenphase ein neues Haar im Follikel heranwächst, verkümmert der Follikel nun. Es können keine weiteren Haare aus ihm wachsen.
Sichtbar wird diese Verdünnung des Haares besonders am Scheitel. Die vordere Haarlinie bleibt meist erhalten, auch fallen nie alle Haare aus. Dennoch entsteht ein kosmetischer Leidensdruck bei den Betroffenen.
Haarausfall nach Absetzen der Pille
Blöderweise gibt es dann auch noch die Formen der androgenetischen Alopezie, die nicht genetisch vererbt sind, sondern die durch einen Androgenüberschuss entstehen, z.B. durch einen Androgen-Rebound nach dem Absetzen der Pille. Bei etwa einem Drittel der an Alopezie betroffenen Frauen* lässt sich der Haarausfall auf diese Ursache zurückführen. Der Überschuss an Testosteron flutet den Haarfollikel sozusagen mit DHT und es kommt zu den oben beschriebenen Effekten. Dazu leiden die Betroffenen dann noch unter weiteren unliebsamen Effekten des Testosteronüberschusses, wie Hautunreinheiten oder der Umwandlung von Vellushaar zu Terminalhaar. Dieses Symptom nennt man Hirsutismus, es wachsen dicke, dunkle Haare an Stellen, die eher männlich gelesen sind (Kinn, unter dem Bauchnabel, im Gesicht etc.).
Auch das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) geht mit Haarausfall einher. Hier ist neben dem Testosteronüberschuss der chronisch erhöhte Insulinspiegel relevant. Aus diesem Grund ist auch die Ernährung ein ausschlaggebender Faktor bei der Therapie der Alopezie.
Weitere Ursachen für hormonell bedingten Haarausfall
Unter Umständen ist eine Hormontherapie unumgänglich. Wenn der Leidensdruck zu hoch ist, kannst du dich hierzu mit deinem Frauenarzt/ deiner Frauenärztin besprechen. Diese können auch herausfinden, ob dein Haarausfall nicht vielleicht doch eine andere Ursache hat. Denn auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder bei einer Hyperprolaktinämie tritt dieses Symptom auf. Weiterhin kann auch ein Östrogenmangel oder Abfall dieses Hormons Ursache sein. Östrogen hat nämlich einen schützenden Effekt auf die Haarfollikel. Dies ist z.B. der Grund, warum das Haar während einer Schwangerschaft bei hohem Östrogenspiegel besonders voll und gesund aussieht und nach der Schwangerschaft, wenn der Östrogenwert plötzlich sinkt, dann oft massiv ausfällt. Auch durch den Abfall des Östrogenspiegels mit der Menopause dünnen die Haare aus, auch wenn diese vorzeitig durch eine Entfernung der Gebärmutter verursacht ist. Hier können neben synthetischen Östrogenen vor allem auch Phytoöstrogene aus pflanzlichen Lebensmitteln entgegenwirken.
Und was kann ich tun, wenn der Haarausfall nun da ist?
Da die bereits geschädigten Haarfollikel nicht mehr zu reparieren sind, solltest du dein Augenmerk auf das noch gesunde Haar legen.
Bringe zunächst in Erfahrung, ob du einen Testosteronüberschuss hast und wie du diesen am besten regulierst - hier solltest du selber entscheiden, ob du pflanzlichen Wirkstoffen vertraust oder ob du lieber eine Hormontherapie in Anspruch nimmst. Es ist dein Körper und du kannst für dich die Therapie wählen, die dir ausreichend Sicherheit gibt.
Dann solltest du die gesunden Haare gut pflegen. Versuche, auf chemische Färbungen zu verzichten. Auch heißes Föhnen scheint nicht gut für die Haarstruktur zu sein.
Öfter mal was Neues? Ein guter Friseur oder eine Friseurin kann dich beraten, welche Frisur zu deiner Haarstruktur passt. So kannst du, wenn sich das für dich besser anfühlt, dünne Stellen kaschieren. Dich stört der Haarausfall optisch gar nicht? Auch super! Wähle die Variante, mit der du dich gut fühlst!
Öl liefert wichtige Nährstoffe und soll antioxidativ an der Kopfhaut wirken. Aus diesem Grund gibt es Empfehlungen, über Nacht Argan- oder Olivenöl in die Kopfhaut einzumassieren und am nächsten Morgen wieder auszuspülen. Da in vielen Haushalten Olivenöl eh vorhanden ist, kann ein Versuch ja nicht schaden.
Probiere ein Haarwasser aus Heilkräutern. Handelsüblichen Kamillen- oder Brennnsesseltee kannst du wie gewohnt zubereiten und nach dem Abkühlen als Pflege nach dem Haarewaschen über dein Haar und die Kopfhaut gießen. Dies soll auch mit Kaffee funktionieren, ein guter Grund, kalten Kaffee nicht wegzuschütten!
Die klassische saure Rinse kannst du auch mit verdünntem Apfelessig machen. Dafür gibst du das Gemisch nach dem Waschen auf die Kopfhaut und massierst es langsam ein, ohne auszuspülen.
Lebensmittel reich an Zink, Biotin, Eisen und B-Vitaminen genießen. Eine gesunde pflanzenbasierte Ernährung ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Haferflocken, Vollkorngetreide, Nüsse, Saaten, grünes Blattgemüse und Co sind reich an den für die Haargesundheit so wichtigen Mikronährstoffen. Wahre Wunder, sowohl von innen als auch von außen als Haarpackung soll Bockshornklee vollbringen.
Es gibt noch viele weitere Hausmittel gegen Haarausfall und für gesundes Haar, angefangen bei Knoblauch-Packungen, über Birkenwasser, bis hin zu Petersilien-Spülungen. Da ist ganz sicher für jeden was dabei.