Heute ist der 04.02.2022. Klingt wie ein ganz normaler Tag, doch wusstest du, dass heute der internationale Weltkrebstag ist? Wir denken heute ganz besonders an alle Kämpfer und Kämpferinnen!
Bereits letzten Oktober durften wir die liebe Kirsten zu ihrer Brustkrebserkrankung interviewen. Das Video dazu findest du hier. Um zum heutigen Tag auch nochmal unseren Teil zur Cancer-Awareness beizutragen, gibt es das Interview hier nochmal in schriftlicher Form.
Wie ist das, plötzlich die Diagnose Krebs zu bekommen?
Kirsten war jung, sehr jung für eine Brustkrebsdiagnose. Obwohl sie bereits an einer Mammographie teilgenommen hatte, hat sie ihren Brustkrebs durch das monatliche Abtasten ihrer eigenen Brust entdeckt. Nach der Diagnose folgten etliche Untersuchungen, bange Stunden der Unwissenheit und schließlich das Vertrauen auf die eigene Heilung. Durch das schnelle Handeln konnte Kirsten den Krebs besiegen. Wir haben mit Kirsten gesprochen und waren tief berührt von ihrem gleichzeitig informativen sowie emotionalen und offenen Bericht. Das wollen wir euch nicht vorenthalten, deshalb gibt es das gesamte Interview hier für euch im englischen Original und einer deutschen Version zum Nachlesen.
1. Kirsten, stell Dich doch bitte kurz vor.
Mein Name ist Kirsten Feddersen, ich komme ursprünglich aus Dänemark und lebe derzeit in New Hampshire an der Ostküste der USA. Ich bin mit Geoff (einem Amerikaner) verheiratet, habe einen 10-jährigen Stiefsohn, Max, und einen süßen Welpen namens Mila.
EN: 1. Kirsten, can you please introduce yourself.
My name is Kirsten Feddersen, I’m originally from Denmark and I currently live in New Hampshire on the East Coast of US. I’m married to Geoff (an American), have a 10-year old stepson, Max, and a cute puppy named Mila ☺.
2. Vor einigen Jahren wurde bei Dir Brustkrebs diagnostiziert. Wie alt warst Du zu dem Zeitpunkt und wie wurde es festgestellt.
Ich bin gerade 41 geworden, nachdem der Brustkrebs diagnostiziert wurde. Es war 7 Monate nach meinem ersten, routinemässigen Mammogramm und die Möglichkeit, dass ich Krebs haben könnte, war vollkommen fernab meiner Gedanken. Eine Kollegin von mir wurde gerade mit Brustkrebs diagnostiziert, was mich daran erinnerte, selbst meine Brüste abzutasten. Obwohl ich nicht erwartete, etwas zu finden, weil ich ja gerade erst das Mammogramm hatte, fand ich einen Knoten in meiner rechten Brust, den ich vorher nicht bemerkt hatte. Er war ziemlich groß (es fühlte sich ein bisschen wie ein kleiner Golfball an), also hoffte ich, es könnte eine Zyste oder irgendein anderes gutartiges Wachstum sein, da ich nicht glaubte, dass ein Krebsknoten so schnell so groß werden kann. Am Tag vor meiner Reise nach Europa hatte ich einen Termin, um den Knoten von einem Arzt untersuchen zu lassen. Ich erwartete, dass dieser mir sagen würden, es sei nur ein harmloser Knoten und «Gute Reise!.» Stattdessen wurde aus einer halben Stunde dann 3 Stunden mit mehrfachen Mammogrammen, einen Ultraschall, eine Biopsie und einem sehr surrealen Gespräch mit zwei Ärzten. Was für ein Tag!
EN: 2. Some years ago, you were diagnosed with breast cancer. How old were you at this time? How was the cancer discoverd?
I had just turned 41 after I was diagnosed. It was 7 months after my first ever routine mammogram and the possibility that I might have cancer was the furthest thing from my mind. A colleague of mine had just been diagnosed with breast cancer and it reminded me to do a self-exam, even though I wasn’t expecting to find anything so soon after my mammogram. That’s when I found a lump in my right breast that I hadn’t noticed before. It was quite big (it felt a bit like a small golf ball) so I was hoping it might be a cyst or some other benign growth since I didn’t think it was possible for a cancerous lump to get that big that quickly. The day before I was going on a trip overseas, I had an appointment to have it examined by a doctor and I was expecting them to tell me that it was just a harmless lump and ‘have a good trip!’. Instead, a half hour appointment turned into 3 hours that included multiple mammograms, an ultrasound, a biopsy and a very surreal conversation with two doctors. What a day!
3. Wie ging es nach der Diagnose weiter? Welche Untersuchungen und Prozeduren folgten?
Drei Tage später riefen sie mich an, um zu bestätigen, was sie mir am Tag der Untersuchung gesagt hatten – dass die Biopsieergebnisse gezeigt hatten, dass der Knoten krebsartig war. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie noch nicht alle Antworten und es mussten noch viele Schritte unternommen werden, bevor wir ein klares Bild davon hatten, was getan werden musste. Sie konnten mir nicht sagen, wie aggressiv der Krebs war, ob er sich ausgebreitet hatte, wie er behandelt werden sollte oder ob ich überhaupt überleben würde. Aber mit jeder zusätzlichen Untersuchung, die ich absolvierte, bekamen wir immer mehr Antworten auf die Fragen. Durch verschiedene Tests, einschliesslich CT-Scans, Ultraschall und Genomtests, stellten sie fest, dass es sich um eine Krebsart des 3. Grades (aggressive) handelte, die das Stadium 2 (von 4) erreicht hatte. Dies bedeutete, dass obwohl der Krebs sehr schnell wuchs, er sich nicht über meine Brust hinaus ausgebreitet hat. Das waren großartige Neuigkeiten! Von dort an waren wir in einem Wettlauf gegen die Zeit, bevor der Krebs sich weiter ausbreiten konnte. So hatte ich einen Monat nach meinem allerersten Termin zur Untersuchung des Knotens bereits meine erste Chemotherapie (von 8). Genau zwei Wochen später verlor ich meine Haare (fast alle gleichzeitig) und 14 Wochen später hatte ich meine Behandlung abgeschlossen. Ehrlich gesagt, war es nicht das, was ich erwartet hatte, aber ich denke, es ist bei jedem Patienten anders. Ich verlor meine Haare (und meine Augenbrauen) und fühlte mich erschöpfter als sonst – aber ansonsten war das Leben ziemlich normal.
Ich konnte viele Dinge tun, die ich normalerweise auch tat und die Übelkeit direkt nach der Chemobehandlung ging normalerweise innerhalb eines Tages weg.
Nachdem ich die Chemo beendet hatte, war der nächste Schritt eine Operation, um den Knoten zu entfernen. Ich hatte eine sogenannte Lumpektomie, was bedeutet, dass nur der Knoten entfernt wird, anstatt die ganze Brust zu entfernen (was man Brustamputation nennt). Alle Krebszellen konnten aus meiner Brust entfernt werden – aber sie entdeckten auch, dass der Krebs sich auf meine Lymphknoten ausgebreitet hatte. Die Lymphknoten sind die letzte Station, bevor sich der Krebs auf den Rest des Körpers ausbreitet. Um den Krebs vollständig zu entfernen, entfernten sie alle meine grossen Lymphknoten in meiner rechten Achselhöhle. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass sich der Krebs noch nicht weiter bewegt hatte. Wir haben ihn gerade noch rechtzeitig erwischt! Nach der Operation war der nächste Schritt die Bestrahlung. Die betroffenen Stellen werden mit Röntgenstrahlen bestrahlt, um alle übrig gebliebenen Zellen abzutöten. In meinem Fall musste ich etwa sechs Wochen lang jeden Tag hineingehen – aber es dauerte jedes Mal nur ein paar Minuten. Ich habe mich daran gewöhnt und hatte glücklicherweise keine größeren Nebenwirkungen.
Als die Bestrahlung im November abgeschlossen war, startete meine fünfjährige Behandlung mit Medikamenten, die ich für fünf Jahre durchziehen muss (oder zehn, wenn sich die Empfehlung im Laufe der Zeit ändert). Mit den Medikamenten beuge ich einer Rückkehr des Brustkrebses vor. Insgesamt dauerte der Prozess von der Diagnose bis zum Ende der Bestrahlung also ca. 9 Monate (zuzüglich der darauf folgenden fünf Jahre Medikation).
EN: 3. After the diagnosis, what is the procedure? What examinations do follow?
Three days later they called me to confirm what they told me on the day of the exam – that the biopsy results had shown that the lump was cancerous. At that time, they still didn’t have all the answers and there were still many steps to take before we had a clear picture of what needed to be done. They couldn’t tell me how aggressive it was, whether it had spread, how it should be treated or whether I was going to survive. But for every additional exam I completed, we got a little closer to understanding what was going on. Through various tests, including CT scans, ultrasounds and genomic tests, they determined that it was a grade 3 (aggressive) cancer, which had reached Stage 2 (out of 4). This meant that even though the cancer was growing very quickly, it did not appear to have spread beyond my breast when they found it. This was great news! Now we were in a race to reduce and remove the cancer before it spread any further. So one month after my very first appointment to have the lump examined, I had my first chemotherapy treatment (out of 8). I lost my hair (almost all at the same time) exactly two weeks later and 14 weeks later I had completed my treatment. Honestly, it was not what I expected but I think it’s different for every patient. I lost my hair (and my eyebrows) and I felt more tired than usual – but other than that life was pretty normal. I was able to do many of the things I usually do and the nausea would usually go away within a day of the treatment. After I finished chemo, the next step was surgery to remove the lump. I had a so-called lumpectomy, which means that they’re removing only the lump instead of removing the whole breast (which is called a mastectomy). They were able to remove all the cancer cells from my breast – but they also discovered that the cancer had spread to my lymph nodes. The lymph nodes are the last stop before the cancer spreads to the rest of your body. To remove the cancer entirely, they removed all of my major lymph nodes in my right armpit. Fortunately, it turned out that the cancer hadn’t moved any further yet. We caught it just in time! After surgery, the next step was radiation. They target your cancer site with x-rays that help kill any possible leftover cells. In my case, I had to go in every day for about six weeks – but it only took a few minutes every time. I got used to it and I didn’t have any major side effects, fortunately. When radiation was completed in November, I started the daily treatment that I need to stay on for five years (or ten, if the recommendation changes over time). This last step is daily medication that I need to take and it’s an important part of preventing the cancer from coming back. All in all, the process from diagnosis to the end of radiation took about 9 months (plus the five years of medication afterwards).
4. Kannst Du uns einen Einblick in Deine Gefühlslage geben? Was hast Du bei der Diagnose gefühlt? Welche Gedanken kreisten durch Deinen Kopf? Gibt es überhaupt klare Gedanken? Wie haben Deine Freunde und Familie darauf reagiert?
Die Krebserkrankung war und ist eine ziemlich starke mentale Herausforderung. Damit umzugehen dauert bis heute an. Wenn ich an den gesamten Prozess zurückdenke, war der erste Monat der schwierigste Teil. Der erste Tag war absolut beängstigend! Ich erinnere mich zwar, dass ich in mein Auto stieg, um nach Hause zu fahren, aber ich erinnere mich an nichts anderes bis später an jenem Tag. Ich saß in meinem Wohnzimmer, schaute mich im Haus um und fragte mich, ob ich anfangen sollte, mein Testament zu schreiben. Mein Mann war auf Geschäftsreise und ich dachte darüber nach, ob er in einem Jahr Witwer sein würde. Würde ich es auf 42 schaffen? Ich wusste an diesem Punkt nichts, außer dass ich Krebs hatte. Ich wusste nicht wie (oder wann) es enden würde. Ich musste es meinen Eltern per Skype sagen, weil ich in einem anderen Land lebe als sie. Und immer wenn ich jemandem davon erzählte, konnte ich einfach nicht aufhören zu weinen. Jedes Gespräch darüber, brachte mich zum Weinen. Irgendwann als ich anfing mehr Untersuchungen, Tests, Scans, Ultraschall, etc. zu machen, bekam ich einen besseren Eindruck von dem, was gerade vorging.
Einer der Schlüsselmomente, an den ich mich erinnere, war als ich etwa drei Wochen nach meiner Diagnose einen meiner Ärzte aufsuchte. Wir haben an dem Tag einige neue Infos bekommen und ich sagte dann einfach nur zu meinem Arzt: «Du musst mir nur sagen, dass ich das überleben werde. Wenn du mir sagst, dass ich wahrscheinlich überleben werde, werde ich alles tun, worum du mich bittest.» Der Arzt sagte: «Basierend auf allem, was wir in Ihren Tests gesehen haben, werden Sie es wahrscheinlich überleben.» Und dann sagte ich: «Ok, dann fangen wir an!» Danach begann ich weniger Angst zu haben und konzentrierte mich mehr auf die bestmögliche Art und Weise durch den Prozess zu kommen. Ich würde nicht sterben – das war alles was ich wissen musste. Ich konzentrierte mich darauf meine positive Einstellung aufrechtzuerhalten, denn sie half mir, meinen Stress abzubauen und letztendlich ein besseres Behandlungsergebnis zu ermöglichen.
EN: 4. Can you give us an insight into your feelings at this time? What is it like to get diagnosed with cancer, what thoughts rush through your mind? Are there even thoughts? How did your family, your friends react?
It was quite a mental process to go through – and it continues to this day. When I think back at the whole process, the absolute hardest part was the first month. That first day was absolutely terrifying! I remember getting in my car to drive home but I don’t remember anything else until later that day. I was sitting in my living room, looking around the house at different things and wondering if I should start writing my will. My husband was away on a business trip and I was thinking about whether he would be a widower in a year. Would I make it to 42? I didn’t really know anything at that point except that I had cancer. I didn’t know how (or when) this was going to end. I had to tell my parents by Skype because I live in a different country from them – and I just couldn’t stop crying whenever I told anyone. Every conversation I had about this made me cry. Eventually as I started to go through more exams, tests, scans, ultrasounds, etc. we started to see a more complete picture of what was going on. One of the key moments I remember was when I saw one of my doctors about three weeks after my diagnosis. We had gotten some additional answers about what was going on and I said “I just need you to tell me if you think I’m going to survive this. If you tell me I’m probably going to survive, I will do anything you ask me to do.” The doctor said “Based on everything we’ve seen in your tests, you’re probably going to survive this.” And then I said “Ok, then let’s get started!”. After that, I started being less afraid and more focused on the best possible way of getting through the process. I wasn’t going to die – that was all I needed to know. I focused on maintaining a positive attitude, which helped me reduce my stress and, ultimately, ensure a better outcome from the treatment.
It has been almost three years since I finished radiation and my life no longer revolves around cancer. I get excited about ‘normal people’ stuff and have ‘normal people’ problems. I have moments where I get frustrated by the side effects of my medication (which includes lots of hot flashes – definitely not something to look forward to) but I’m also very grateful that I’m still here. The experience has given me a good reason to reflect on my health and I’ve made some changes to my diet and habits that actually make me feel better than I did before I was diagnosed. Sometimes it feels surreal when I think about the fact that I went through all that – but I guess that’s a good sign.
5. Wie sieht Deine Prognose aus? Kann der Krebs zurückkommen? Was denkst Du darüber?
Der Krebs kann wieder auftreten. Ich denke, dieser Gedanke beschäftigt viele Krebsüberlebende. Als Krebspatient hat man das Gefühl, keine Kontrolle über den Krebs zu haben. Es fühlt sich wie eine Geiselnahme an, nur dass der Geiselnehmer unsichtbar ist. Es ist eine Möglichkeit, mit der ich und andere Krebs-Überlebende für den Rest unseres Lebens leben müssen und das kann einen wirklich fertig machen. Als ich begann zu akzeptieren, dass es nichts gab, was ich dagegen tun konnte, entschied ich mich dazu, mich auf das zu konzentrieren was ich meinem Körper gutes tun konnte. Ich fing an, gesünder zu essen, weniger Alkohol zu trinken, stellte sicher, dass ich immer meine Medikamente nahm und, dass ich genug Schlaf bekam. Und wenn sich die Angst wieder einschleicht, erinnere ich mich daran, dass ich wirklich alles tue, was in meiner Macht steht. Wenn ich den Krebs einmal besiege, werde ich ihn wieder besiegen!
EN: 5. What is your prognosis, can the cancer reoccur? How do you feel about that?
The cancer can reoccur and it’s something I think many cancer survivors think about a lot. As a cancer patient, you don’t feel like you have any control over the cancer. It feels like a hostage situation except the hostage-taker is invisible. It’s a possibility that I and other cancer survivors have to live with for the rest of our lives and it can really mess with your head. But, in my case, once I started to accept that there was nothing I could do about that, I decided to focus on what I COULD do something about. I started eating healthier, drinking less alcohol, made sure to always take my medication and made sure I got enough sleep. And when the fear starts to creep in again, I remind myself that I’m doing everything I can and that if I beat it once, I’ll beat it again!
6. Was würdest Du jungen Frauen gern raten? Welchen Ratschlag würdest Du ihnen geben?
Brustkrebs passiert nicht jedem. In der Tat, erkranken die meisten Menschen sogar nicht daran. Aber es kommt eben doch vor. Und fast immer hat die Person, der es passiert, nicht damit gerechnet. Ich bin nur noch am Leben, weil mich jemand daran erinnert hat, meine Brüste abzutasten. Wenn ich das nicht getan hätte, hätte sich der Krebs auf andere Teile meines Körpers ausgebreitet und meine Überlebenschancen wären viel geringer gewesen. Die eigenen Brüste abzutasten, dauert nur fünf Minuten und es muss nur einmal im Monat gemacht werden. Stell Dir eine Erinnerung in Deinem Handy ein und mach’s, während Du unter der Dusche stehst. Tun es für Dich selbst und für jeden, der Dich liebt!
EN: 6. What would you like to tell young ladies? What kind of advice would you give them?
Breast cancer doesn’t happen to everyone. In fact, it doesn’t happen to most people. But it does happen. And in almost every case, the person it happens to wasn’t expecting it. The only reason I’m alive is because someone reminded me to do a self-exam. If I hadn’t done that, the cancer would have spread to other parts of my body and my chances of survival would have been a lot lower. A self-exam only takes five minutes and you only need to do it once a month. Set a reminder in your phone and do it while you’re taking a shower. Do it for yourself and for everyone who loves you!